Portrait

Der (fast) lebenslange Bürgermeister

06.06.2022 08:00

Er war der damals jüngste und ist mittlerweile der dienstälteste Bürgermeister Österreichs: Georg Bantel brach in Möggers Rekorde.

Wenn Georg am 31. Juli sein Amt als Bürgermeister niederlegt, stand er seiner Heimatgemeinde Möggers 42 Jahre lang vor - auch für Gemeindepolitiker eine unfassbar lange Zeit. Dass er damit der längst dienende Bürgermeister der Republik ist, liegt auch daran, dass Georg einst das jüngste Gemeindeoberhaupt Österreichs war. „Ich hatte mit Politik erst nichts zu tun. Doch bei der damals in Möggers traditionellen Mehrheitswahl, bei der jeder Bürger vorgeschlagen werden kann, stand mein Name am häufigsten auf den Stimmzetteln.“

Die Bewohner der idyllischen Gemeinde mit Blick über den Bodensee hatten ihre guten Gründe: Bereits mit 19 Jahren übernahm Georg nach dem frühen Tod des Vaters die Leitung der familieneigenen Käserei. Zwar konnte zum Zeitpunkt seiner ersten Wahl zum Bürgermeister noch niemand ahnen, dass er die Produktionsmenge des durch seinen „Berggold“-Camembert weit über die Ländle-Grenzen hinaus bekannten Unternehmens vervierzigfachen (!) sollte, aber man traute ihm dennoch viel zu. Nach einigem Überlegen nahm Georg die Herausforderung an - und hat es nicht bereut. „Es ist interessant und befriedigend, eine Gemeinde über Jahrzehnte gestalten zu dürfen. Und es gab nichts, bei dem ich nicht aktiv dabei war“, so der Unternehmer, der die schwache Infrastruktur in Möggers über die Jahrzehnte von Grund auf erneuerte.

„Es waren grundlegende Dinge, die geschaffen werden mussten. Etwa ein Telefonnetz, Wasser- und Kanalversorgung oder der Erwerb von Feuerwehrfahrzeugen. Später konnte man dann ein Gemeindezentrum, eine Sporthalle oder wie zuletzt einen Glasfaser-Anschluss umsetzen“, so der 66-Jährige. Am wichtigsten war ihm immer der Dialog, den er mit allen Mitgliedern der 550-Seelen-Gemeinde intensiv pflegte. „Jeder kennt jeden, da braucht es keine aufgeblähte Bürokratie. Wenn alles seine Ordnung hat, können etwa Baubewilligungen innert Wochen umgesetzt werden“, betont der „Do it yourself“-Mann, der bis auf die Buchhaltung auf „Fachabteilungen“ verzichtet.

Endlich mal Zeit für die eigene Familie
Die Bevölkerung dankte es ihm - auch weil Georg sich als Visionär erwies. „Wir kauften als erste Kleingemeinde Grundstücke auf, um leistbares Bauland für die Zukunft zu sichern. Damals wurde gelästert, heute ist dies vielerorts Wahlkampfthema Nummer Eins.“ Und da mittlerweile die nächste Generation der Familie Bantel kräftig im Betrieb mitarbeitet und ein Bürgermeister-Nachfolger gefunden ist, hat der vierfache Vater und Großvater endlich etwas mehr Zeit für das Wichtigste: seine Familie. Was er sich mehr als verdient hat...