Vogel-Abschüsse

Steirischer Landtag beschloss “letales Vergrämen”

Steiermark
21.06.2011 13:56
Der steirische Landtag hat in seiner Sitzung am Dienstag kurzfristig eine Änderung des Naturschutzgesetzes beschlossen. Damit soll es in Zukunft leichter möglich sein, Vögel wie Krähen, Raben, Kormorane oder Graureiher, die größere Schäden in Land- und Fischwirtschaft anrichten, abschießen zu lassen - oder, wie es im Gesetzestext heißt, "letal zu vergrämen". Die Novelle wurde von SPÖ, ÖVP und FPÖ beschlossen, Grüne und KPÖ waren dagegen.

Bisher wurden durch Einzelverfahren in den jeweiligen Bezirkshauptmannschaften regionale Genehmigungen zum Abschuss erteilt. Künftig kann die Landesregierung Ausnahmen von den Verboten bewilligen oder verordnen - und höchstzahlenbegrenzte Abschüsse genehmigen. Für einige Aktivisten (Bild) der Tierschutzorganisation "Vier Pfoten" kommt das "Vogelmord" gleich - sie demonstrierten am Dienstagvormittag vor dem Landtag und verteilten in der Grazer Herrengasse Flugblätter.

Die Gesetzesänderung hatte bereits im Vorfeld vor allem bei Tierschützern und Grünen für Aufregung gesorgt - zumal geschützte Vogelarten, in diesem Fall Weißstörche, derzeit rund um die Flugshow "Airpower" ein großes Thema sind - siehe Storys in der Infobox.

Grün verpasst FPÖ "nicht genügend"
Grünen-Abgeordneter Lambert Schönleitner sprach in Richtung des zuständigen Umweltlandesrates der FPÖ, Gerhard Kurzmann, von drei "nicht genügend": "Sie haben bei den Naturdenkmälern versagt, die Feinstaubglocke hängt weiter über Graz, und jetzt versagen Sie auch beim Tierschutz total." Die sogenannte Krähenplage sei unter anderem eine Folge der Monokulturen. Abschuss als "letale Vergrämung" bringe fachlich nichts, in der Schweiz und Deutschland gehe man andere Wege, etwa mit dem tieferen Säen von Saatgut.

KPÖ-Abg. Werner Murgg meinte, man sehe das Problem, aber die Novelle schieße über das Ziel hinaus, im Ausschuss sei ausdrücklich gesagt worden: "Diese Verordnung kann auf alle Vögel angewendet werden, wenn jemand sich subjektiv geschädigt fühlt und 'Bedarf' anmeldet." Er verstehe die Eile nicht, die Saatsaison sei ohnehin schon fast vorbei.

"Als ob auf Krähen bisher nicht geschossen wurde"
Abg. Odo Wöhry (ÖVP) bezeichnete die Änderung als dringend notwendig. In manchen Bezirken gingen die Schäden bereits in die Hunderttausenden Euro. Es gehe auch darum, das ökologische Gleichgewicht wiederherstellen. Sein FPÖ-Kollege Peter Samt sprach von "Scheinheiligkeit" der Grünen: "Sie tun so, als ob auf Krähen bisher nicht geschossen wurde, es gab ja bisher schon Anträge."

Landesrat Kurzmann erklärte, das Ziel sei sowohl Artenschutz in gleicher Qualität wie bisher als auch Schäden an Kulturen und Fischbeständen abzuwehren. 220.000 Einzelbescheide würden eine Überforderung der Verwaltung sein. Das Abschießen von Krähen und Störchen sei im Vorfeld bewusst vermengt worden. FPÖ-Abg. Hannes Amesbauer: "Niemand will Störche abschießen." Laut Kurzmann gehe es nicht nur um den Schutz der Landwirtschaft, sondern auch um jenen des Singvogel-Bestandes.

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