Vom Spital ins Hospiz

Wiener starb nach unnötigem Krankentransport

Familie
27.03.2022 06:00

Ein todkranker Wiener (67) wurde gegen seinen eigenen Willen und den seiner Angehörigen vom Spital ins Hospiz transportiert und starb nur wenige Stunden danach. Seine Familie plagt nun die Frage nach dem Warum.

Es ist der Horror einer jeden Familie. Ein geliebter Angehöriger muss ins Spital - und kommt von dort nie wieder zurück nach Hause. Auch Familie N. rechnete bei einem Krankenhausbesuch von Richard N. (Name geändert) nicht mit dem Schlimmsten.

Schockdiagnose Krebs
Mitte Jänner wurde der 2020 pensionierte Lehrer wegen Fieber und körperlicher Schwäche in ein kleineres Wiener Spital gebracht. Nach Tagen bekam die Familie die Schockdiagnose: Bauchspeicheldrüsenkrebs, Metastasen hatten sich gebildet. Die stärkste mögliche Chemotherapie wurde begonnen. Sein Vater ging, wie sein Sohn gegenüber der „Krone“ bestätigt, unglaublich stark mit der Krankheit um: „Sein Wille war ungebrochen.“

Zitat Icon

Der Transfer ins Hospiz ist für mich völlig unerklärlich und menschenunwürdig.

Auszug aus der Stellungnahme einer Wiener Palliativärztin

Doch die Reserven des einst so kräftigen, fast zwei Meter großen Mannes schwanden. Nicht so sein geistiger Zustand, der seitens der Familie bis zum Schluss als klar bezeichnet wird.

Als es Ende Jänner hieß, dass der 67-Jährige nicht mehr lange zu leben habe, versicherte man der Familie, dass Richard N. seine letzten Tage im Kreise seiner Lieben verbringen dürfe. Ein Einzelzimmer im Spital werde vorbereitet, eine Überstellung in ein Hospiz sei nicht nötig. Dass es dann anders kam, kann Sohn Michael auch heute noch nicht verstehen. Denn am 2. Februar wurde der Papa unerwartet und auch gegen seinen Willen und den der Familie ins Hospiz gebracht.

Patient und Familie wollten keine Überstellung
Nicht per Intensivtransport, sondern offenbar sitzend und trotz Atemproblemen mit einer FFP2-Maske. Als N. nach einer 30-minütigen Fahrt beim Hospiz ankommt, bricht er zusammen. Die Familie wird gerufen, der Zustand des Patienten sei „entsetzlich“. Liebevoll richten die Mitarbeiter noch ein Zimmer mit zwei Betten her, damit N. nicht alleine ohne Nähe zu seiner Frau bleiben müsse. In der Nacht auf den 3. Februar verstirbt Richard N. in deren Beisein.

Ministerium zeigt sich betroffen
Seither plagt seine Familie die Frage, warum der unnötige Transport durchgeführt wurde. Auch eine unabhängige Palliativmedizinerin und ein Onkologe bestätigten der Familie, dass Richard N. in seinem Zustand niemals hätte transferiert werden dürfen. Das Gesundheitsministerium zeigte sich in einer ersten Reaktion (liegt der „Krone“ vor) „schwer betroffen“. Man riet zum Patientenanwalt, wo der Fall nun liegt. Auch der Stadt Wien habe man den Sachverhalt weitergeleitet.

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