Die ukrainische Diaspora hat sich bei einer Kundgebung am Wiener Heldenplatz und einem anschließenenden Marsch entlang der Ringstraße kämpferisch und betroffen gezeigt. Die Sängerin Susanna Tschachojan war eine der über 2000 Teilnehmer am Sonntag: „Ich kann nicht militärisch kämpfen, aber meine Waffe ist meine Stimme“, sagte die Solistin an der ukrainischen Nationaloper in Kiew.
„Das waren die schwierigsten zwei Wochen meines ganzen Lebens, jeden Tag kommen mehr und mehr verstörende Nachrichten aus Mariupol“, erzählte Lola, eine junge Aktivistin aus der ostukrainischen Region Donezk. Sie habe sich in diesen letzten Tagen mit einer Telegram-Gruppe beschäftigt, die helfen sollte, den Kontakt zu verschollenen Verwandten im belagerten Mariupol wiederherzustellen. Sie selbst sei einer der Betroffenen - auch ihre Angehörigen seien in der Stadt, sagte sie und kämpfte gleichzeitig mit Tränen.
Seit 25 Tagen würden Ukrainer getötet und Städte zerstört, klagte die aus dem ebenso umkämpften Charkiw stammende Aktivistin Anastassija. „Das ist mehr als ein Krieg, das ist Völkermord an Ukrainern. Putin will nicht, dass wir als Nation existieren, eine eigene Sprache und eine eigene Zukunft ohne ,Großen Bruder‘ haben“, sagte sie.
Beim Vorgehen der russischen Armee sei nichts unmöglich. Rettungsautos seien beschossen worden, Frauen vergewaltigt, unzählige humanitäre Korridore hätten nicht funktioniert, klagte Anastassija. Es sei deshalb nicht möglich, Versprechungen von Putin und seiner Regierung zu glauben, betonte die Aktivistin und forderte den Westen auf, Beziehungen jeglicher Art zu Russland abzubrechen.
Mehrheit der Russen für Invasion?
Gleichzeitig erklang auch ein Appell an die russische Bevölkerung: „Russen, denkt nach und werdet wach! Geht bei euch auf die Straßen oder ruft - wenn ihr hier seid - zu Hause an und sagt, dass man sich erheben soll.“ Die Positionierung der russischen Bevölkerung war auch das Thema auf einem Plakat von der aus Charkiw stammenden Demonstrantin Polina, die von 71 Prozent Kriegsanhängern in Russland geschrieben hatte. Wie könne angesichts dieser Prozentzahl etwa der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz erklären, dass Putin allein für den Krieg verantwortlich sei, empörte sie sich im Gespräch mit der APA.
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