Ergebnisse "zu gut"

Vier Volksschulen wiederholten Wiener Lesetest

Wien
01.06.2011 14:54
Zu gut, um wahr zu sein, waren offenbar die Ergebnisse des ersten Wiener Lesetests an vier Volksschulen. Die Ergebnisse waren nämlich so gut, dass man im Stadtschulrat stutzig geworden ist und den Test am Mittwoch an besagten Schulen wiederholt hat. "Kinder an diesen vier Schulen haben im zeitabhängigen Testteil alle Fragen beantwortet", bestätigte Rupert Corazza, Leiter der "SOKO Lesen" im Stadtschulrat. "Dabei ist der Test eigentlich so konzipiert, dass man gar nicht fertig werden kann."

Der Wiener Lesetest wurde als Reaktion auf den Absturz heimischer Schüler bei der internationalen Bildungsvergleichsstudie PISA initiiert. Durchgeführt wird er vom auch für die PISA-Testungen zuständigen Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE). Anfang April wurden 15.400 Schüler der vierten Klasse Volksschule und etwa 8.300 Schüler der vierten Klasse Hauptschule in der Bundeshauptstadt getestet.

Missverständnis bei der Testdurchführung
Grund für die nun erfolgte Wiederholung an vier Volksschulen: Die Lehrer hatten ihren Schülern beim Test zu viel Zeit gelassen, woraufhin sie am Ende zurückblättern und sich erneut den Aufgaben zur Lesegeschwindigkeit widmen konnten. Von einem "Schwindel-Skandal" könne aber keine Rede sein. "Ich unterstelle den Lehrern weder eine Absicht noch Schwindel oder Betrug", so Corazza. "Hier gab es ganz einfach ein Missverständnis bei der Testdurchführung."

In den zwei geschwindigkeitsabhängigen Teilen mussten Kinder ein Wort mit einem Bild assoziieren und Sätze vervollständigen - und das in drei Minuten. "Der Witz sind die drei Minuten und nicht die Frage, ob ich's kann", erklärte Corazza. "Wenn ich da nicht aufpasse und das nicht weiß, denke ich mir als Lehrer auch nichts dabei."

Bei der Testwiederholung an den vier von insgesamt 500 Schulen sind eigens geschulte "Headtester" im Einsatz, "damit so ein Missverständnis nicht noch mal passiert". Die Gesamtergebnisse, die für 17. Juni erwartet werden, wird das laut Corazza nicht verzögern.

FPÖ: Druck auf Lehrer ausgeübt?
Eine lückenlose Aufklärung forderte am Mittwoch der Bildungs- und Jugendsprecher der Wiener FPÖ, Dominik Nepp. Einerseits müsse festgestellt werden, ob etwa die Lehrer von gewisser Stelle unter Druck gesetzt wurden, um ein besseres Abschneiden mancher Schulen zu erreichen. Andererseits stelle sich die Frage, so Nepp, ob man vielleicht allgemein darauf bedacht war, unbedingt ein gutes Ergebnis zu erhalten, um sich zum einen damit brüsten zu können und sich zum anderen weitere finanzielle Ausgaben zur Leseförderung zu ersparen.

Auf gar keinen Fall gehe Nepp aber davon aus, dass mutwillige bzw. eigenmächtige Absicht oder reines Versehen der Lehrer selbst zu dieser "Panne" führte. Daher dürfe die Schuld auch keinesfalls den Pädagogen in die Schuhe geschoben werden.

Stadtschulratspräsidentin verärgert
Wiens Amtsführende Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl ärgerte sich über Nepps Anschuldigungen und sprach in einer Reaktion von einer wissenschaftlich exakten und absolut seriös Durchführung des Lesetests. Die Initiative zum Test, der Auftrag zur korrekten Auswertung an das BIFIE sowie die nun erfolgte Nachtestung gehen allesamt aktiv vom Stadtschulrat aus.

Tatsache sei, so Brandsteidl, dass bei über 32.000 getesteten Schülern in weit über 1.000 Klassen dem vom Stadtschulrat beauftragtem BIFIE bei der Testauswertung in einigen wenigen Klassen statistisch unwahrscheinliche Ergebnisse aufgefallen sind. Worauf diese zurückzuführen sind, sei nicht geklärt, sie dürften jedoch mit individuellen Missverständnissen bezüglich der Testdurchführung zu tun haben.

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele