Emotionaler Sieg

Aus Kriegsgebiet zu WM-Gold: „Gedanken in Ukraine“

Sport-Mix
19.03.2022 13:29

Yaroslava Mahuchnikh feierte das emotionalste Gold aller Zeiten in der Geschichte der Hallen-Weltmeisterschaften der Leichtathletik! Drei Tage, drei Nächte war die 20-Jährige aus dem Kriegsgebiet in der Ukraine mit dem Auto unterwegs, um bei der WM in Belgrad starten zu können. Und da flog sie mit 2,02 m zum Triumph im Hochsprung!

Die Story, die sie zu erzählen hat, brachte alle in Belgrad zur Rührung: „Es war am 24. Februar, 4.30 morgens, als ich in meinem Apartment in Dnjepr wegen der fürchterlichen Geräusche von Explosionen aufwachte - Artillerie, Feuer und Schießen. Noch bevor ich meine Eltern anrief, wusste ich natürlich, dass das Krieg war. Dass das im 21. Jahrhundert möglich ist, ist einfach schrecklich, grausam. Ich kann nicht mit Worten beschreiben, was ich in diesem Moment fühlte, und ich hoffe, niemand muss solche Gefühle jemals haben.“

„Nach Stunden in totaler Panik“, so berichtete sie, „verließen wir unsere Stadt in Richtung eines kleinen Dorfes, nicht weit von zu Hause. Niemand von uns hat in dieser Zeit an Training gedacht. Wir waren einige Tage gezwungen, in einem Keller zu verbringen, da verfolgten wir Minute zu Minute die Nachrichten von Kiew, Sumy und Charkiv. Ein paar Tage später begann ich mit ein wenig Training, aber in einem Stadion konnten wir nichts machen. Wir waren ständig in Kontakt mit dem ukrainischen Leichtathletik-Verband, mit meinem Manager Aivar Karotamm und seinem ukrainischen Assistenten Oleksandr Krykun. Wir schauten nach der besten, der sichersten Möglichkeit, das Training wieder aufzunehmen, wir dachten über die Chance nach, hier in Belgrad zu starten.“

Es scheint wie ein Wunder, dass die Olympia-Dritte von Tokio zur dieser WM kam und hier gewinnen konnte: „Es ist kaum vorzustellen, wie wir das Training ermöglicht haben, aber in Zusammenarbeit mit der World Athletics, dem rumänischen und dem serbischen Leichtathletik-Verband, wurde mein Trip nach Belgrad, fast 2000 Kilometer, möglich. Es hat mehr als drei Tage gedauert, hierher zu kommen, es war ein nervenzerreibender Trip. Hunderte von Telefonanrufen, viele Richtungsänderungen, dabei immer wieder Explosionen, Feuer und Sirenenalarme. Es war alles ein Albtraum - aber das ist derzeit in meinem Land überall Realität. Das ist die Realität des Krieges.“

Weiters erzählte sie: "Wir kamen am 9. März in Belgrad an. Der serbische Leichtathletik-Verband nahm sich unserer an und ermöglichte uns vom ersten Tag der Ankunft Trainingsmöglichkeiten. Aber es war unmöglich, sich weiter auf den Wettkampf zu konzentrieren. All meine Gedanken sind in der Ukraine und mit allen Ukrainern, die mein Mutterland jetzt verteidigen. Aber ich musste versuchen, die Dinge, die mir nahe sind, weiter zu tun, das ist der Hochsprung. Ich musste die Ukraine, so gut ich konnte, hier repräsentieren. Heute kämpfen alle Ukrainer an verschiedenen Fronten. Wir müssen überall kämpfen, überall unsere Stärke und unsere Kraft zeigen. Meine Frontlinie war der Hochsprung dieser WM. Ich wollte gewinnen.

Olaf Brockmann
Olaf Brockmann
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(Bild: KMM)



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