50.000 Grad heiß

Riesiger Einzelstern strahlt drei Mio. Mal heller als die Sonne

Wissenschaft
30.05.2011 11:29
In der Großen Magellanschen Wolke, einer kleinen Nachbargalaxie unserer Milchstraße, haben Astronomen mithilfe des Very Large Telescope (VLT) der Europäischen Südsternwarte ESO einen riesigen und außergewöhnlichen hellen Einzelstern entdeckt, der drei Millionen Mal heller strahlt als unsere Sonne. Das Überraschende: Alle anderen bislang entdeckten derartigen "Supersterne" befinden sich in Sternhaufen, also in der Gesellschaft einer Vielzahl anderer Sterne.

Der Stern mit dem wissenschaftlichen Namen VFTS 682 war bei einer Durchmusterung der hellsten Sterne in der Region in und um den sogenannten Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke entdeckt worden.

Herkunft noch rätselhaft
Die Herkunft dieses einsamen kosmischen Leuchtfeuers, das rund 170.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, ist den Wissenschaftlern bislang ein Rätsel: Ist er bereits für sich allein entstanden oder wurde er vielleicht aus einem Sternhaufen herausgeschleudert? Beide Möglichkeiten sind nur schwer mit den derzeit gängigen Vorstellungen der Astronomen von der Sternentstehung vereinbar.

Nach Analyse des Licht des Sternes konnten die Astronomen immerhin ermitteln, dass er etwa die 150-fache Masse der Sonne besitzt. Derart massereiche Sterne hat man bisher nur in dicht bevölkerten Zentren von Sternhaufen gefunden. VFTS 682 dagegen ist ein Einzelgänger.

Einer der hellsten bekannten Sterne
Auf den ersten Blick schien VFTS 682 ein heißer, junger und heller, aber nicht sonderlich bemerkenswerter Stern zu sein. Die neue Untersuchung mit dem VLT ergab dann allerdings, dass der Großteil seines Lichts von Staubwolken, die zwischen dem Stern und der Erde liegen, absorbiert und in alle Richtungen gestreut wird. VFTS 682 ist also in Wirklichkeit viel heller, als die Astronomen vorher angenommen haben, und gehört zu den hellsten bekannten Sternen überhaupt.

Rotes und infrarotes Licht von VFTS 682 kann durch den Staub zu uns gelangen, während das kurzwelligere blaue und grüne Licht gestreut wird und daher weitgehend verloren geht. Der Stern erscheint uns deshalb nicht sonderlich hell und rötlich, während er in Wirklichkeit weit heller und bläulich-weiß leuchtet.

Oberflächentemperatur von 50.000 Grad
VFTS 682 ist nicht nur sehr hell, sondern auch extrem heiß. An seiner Oberfläche herrschen Temperaturen von etwa 50.000 Grad Celsius. Von Sternen mit derart extremen Eigenschaften wird angenommen, dass sie ihr vergleichsweise kurzes Leben nicht wie andere massereiche Sterne in einer Supernova-Explosion beenden, sondern möglicherweise in einem viel drastischeren Ereignis: einem langanhaltenden Gammastrahlenausbruch. Solche Gammastrahlenausbrüche gehören zu den stärksten Explosionen im Universum überhaupt.

Zurzeit erscheint VFTS 682 als Einzelgänger. Er ist allerdings nicht weit von dem großen Sternhaufen RMC 136 entfernt, der mehrere ähnlich massereiche Sterne enthält. Möglicherweise ist VFTS 682 dort entstanden und dann später aus dem Haufen herausgeschleudert worden. Die Astronomen kennen einige solcher kosmischen Vagabunden, aber alle sind kleiner als VFTS 682. Unklar ist bislang auch, ob und wie ein solches Schwergewicht überhaupt durch gravitative Wechselwirkung aus einem Sternhaufen geworfen werden kann.

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