Genetisch kompatibel

Spatzen setzen auf “innere Werte” bei der Partnerwahl

Wissenschaft
28.05.2011 11:56
Es ist nicht unbedingt der hübscheste Artgenosse, der von den Spatzenweibchen auserkoren wird. Wie Untersuchungen der Veterinärmedizinsichen Universität Wien zeigen, kommt es den Vögeln viel mehr darauf an, ob der Partner auch genetisch kompatibel ist. Besonders wichtig sei hier die Ausstattung für das Immunsystem, so die Forscher.

Seit Ende des 20. Jahrhunderts gehen Forscher zunehmend davon aus, dass unterschiedliche Weibchen individuell andere Männchen bevorzugen. Bei der Suche nach dem passenden Partner wird vermutet, dass die Gene des Major Histocompatibility Complex diese Selektion beeinflussen. MHC-Gene haben eine Schlüsselrolle im Immunsystem. Die Nachkommen von Partnern mit einer hohen Anzahl von MHC-Allelen sind möglicherweise krankheitsresistenter und dementsprechend genetisch fitter als andere, so die Wissenschaftler um Herbert Hoi vom Department für Integrative Biologie und Evolution, das seit Jänner 2011 an der VetMed angesiedelt ist.

Hoi und seinen Kollegen erbrachten im Rahmen ihrer Untersuchungen den ersten experimentellen Beweis, dass die Partnerwahl von Vögeln durch MHC-Gene beeinflusst wird. Die Studie wurde kürzlich im Fachblatt "BMC Evolutionary Biology" veröffentlicht.

Weibchen suchen sich genetisch kompatible Männchen
Das Team vom Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung hat die Partnerpräferenzen von Hausspatzen untersucht. Es wurden Auswahlexperimente durchgeführt, bei denen Weibchen vier Partner angeboten werden: ein Weibchen als Kontrollobjekt und drei Männchen. Die Versuche zeigten, dass die Weibchen wenig Zeit in der Nähe der Kontrollweibchen aufwenden, und bestätigen dadurch, dass ihr Interesse nicht sozialer, sondern sexueller Natur ist.

Darüber hinaus konnten sie zeigen, dass jene Weibchen, die selbst eine geringe Anzahl von MHC-Allelen haben, sich einen Partner mit hoher Anzahl dieser Gene aussuchen. "Jene Weibchen, die mit genügend MHC-Allelen ausgestattet sind, sind diesbezüglich weniger selektiv", sagte Hoi. Das Ergebnis lasse vermuten, dass die Vögel einen Mechanismus dafür haben, die Anzahl der angebotenen MHC-Allele von individuellen Männchen quasi zu "zählen". Hoi: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass Vögel nicht einfach den attraktivsten Partner, sondern den passendsten auswählen. Wie Menschen scheinen Vögel auf die 'inneren Werte' ihrer potentiellen Partner zu achten."

AG/mbr

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