Die Zahlen, die Gabriele Herlitschka, Leiterin der Jugendwohlfahrt Innsbruck, am Dienstag vorlegte, sind besorgniserregend. "Wir hatten noch nie so viele Fälle wie im vergangenen Jahr. Die Wirtschaftskrise hat zahlreiche Familien in arge Bedrängnis gebracht. Da wird uns berichtet, dass Kinder im Spätherbst noch mit Sandalen unterwegs sind oder in der Schule nie eine Jause haben. Und dann kommen wir drauf, dass die Familie finanziell mit dem Rücken an der Wand steht", berichtet Herlitschka aus dem Alltag in ihrem Amt.
Finanzielle Probleme, Überforderung der Eltern, Vernachlässigung der Kinder, psychische Erkrankungen und Suchtprobleme – das sind die häufigsten Gründe für das Einschreiten des Jugendamtes. Herlitschka: "Seit dem Fall Luca sind die Tiroler sehr sensibel geworden. Die Zahl der Gefährdungsmeldungen ist seither deutlich gestiegen. 2007 waren es 740 Meldungen, im Vorjahr 1.662."
25 Kinder aus Familien genommen
In den allermeisten Fällen reicht es, wenn das Jugendamt Eltern bei der Erziehung direkt in der Familie unterstützt. In 541 Fällen war das im Vorjahr ausreichend. Manchmal müssen Kinder sofort aus der Familie genommen werden, weil sie in Gefahr sind. Im Vorjahr war dies in Innsbruck 25 Mal der Fall. Herlitschka: "Zum Glück sehen es die allermeisten Eltern schließlich ein, dass dies für das Wohl des Kindes besser ist. Es erleichtert unsere Arbeit sehr, wenn die Eltern nicht gegen uns arbeiten."
8,5 Millionen Euro hat die Jugendwohlfahrt Innsbruck im Vorjahr für Maßnahmen zum Schutz von Kindern ausgegeben. Vize-BM Franz X. Gruber bekräftigt, dass die Stadt das Jugendamt künftig noch mehr unterstützen will: "Wir werden die Präventionsarbeit ausbauen, damit Problemfälle erst gar nicht entstehen."
Amt muss Unterhalt eintreiben
Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise spürt das Jugendamt noch in einem zweiten Bereich. Bei jedem zehnten Kind in Innsbruck muss das Amt den Unterhalt eintreiben. In 756 Fällen musste der Staat einspringen, weil der Unterhalt nicht gezahlt wurde oder nicht gezahlt werden konnt.
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