Rum explodierte

Auftakt im Prozess um Feuer-Drama in Cocktailbar

Salzburg
25.05.2011 13:46
Fünf Schwer- und zwei Leichtverletzte: Das ist die schmerzhafte Bilanz einer missglückten Show-Einlage in der Salzburger Cocktailbar "Roses" in den frühen Morgenstunden des 7. Juli 2010. Eine Rumflasche war explodiert, die Stichflamme fügte den Opfern teils großflächige Brandwunden zu. Der damalige Barkeeper und der Geschäftsführer des Lokals müssen sich seit Mittwoch vor dem Landesgericht verantworten.

Die Stunde war spät, das Lokal voll, und der Alkohol dürfte das Seine dazu beigetragen haben, dass die Erinnerungen an diesen 7. Juli teilweise getrübt sind und die damaligen Wahrnehmungen unterschiedlich waren. Jedenfalls ertönte um etwa 3.15 Uhr in dem mit 40 bis 50 Gästen sehr gut besuchten Lokal am Rudolfskai "Highway to Hell", und mehrere Gäste forderten dazu eine "Show": Einer bestellte drei Mixgetränke "B52" - diese beinhalten auch 80-prozentigen Rum und werden angezündet - und auch eine "Fireline" wurde gewünscht.

Der inzwischen 32-jährige damalige Barkeeper räumte am Mittwoch vor dem Richter ein, diese etwa eineinhalb Meter lange "Line" mit einem "80er" (80-prozentigem Rum) auf der Bar gezogen zu haben - bei seinen ersten beiden Vernehmungen war davon noch keine Rede. Angezündet habe er sie aber ganz sicher nicht, da er an diesem Abend nicht einmal ein Feuerzeug bei sich gehabt hätte. Vier Zeugen allerdings sagten im Vorverfahren aus, dass sehr wohl der Angeklagte den Rum in Brand gesetzt habe, ein anderer wieder will einen anderen Gast dabei gesehen haben. Und genau an diesem Punkt hakte auch dessen Verteidiger Ägidus Horvatits ein: "Seit der Kaprun-Katastrophe wissen wir, dass es nicht für jedes Unglück auch strafrechtlich Schuldige gibt."

Der Barkeeper bekannte sich daher auch nicht schuldig. Seine Version: Die drei "B52" seien schon fertig zubereitet, aber noch nicht angezündet auf der Theke gestanden, daneben habe er die "Line" gezogen aber ebenfalls noch nicht in Brand gesetzt. Danach habe er noch einen weiteren "B52" gemixt, und als er sich mit diesem und der Flasche Rum wieder zur Bar umgedreht habe, sei die "Line" bereits in Flammen gestanden und "es hat sofort einen Tuscher gemacht" - die Flasche in seiner Hand war explodiert. Nicht schuldig bekannte sich auch der 37-jährige Geschäftsführer des Lokals. Dieser habe den Vorfall gar nicht gesehen, weil er zu diesem Zeitpunkt gerade bei der Tür draußen gestanden sei, sagte dessen Anwalt Kurt Jelinek.

Fünf Gäste erlitten schwere Verbrennungen zweiten und dritten Grades - ein Opfer lag sogar mehrere Wochen im künstlichen Tiefschlaf -, zwei weitere leichtere Verbrennungen. Sie schlossen sich als Privatbeteiligte dem Verfahren an. An drei wurden bisher in Summe rund 120.000 Euro an Schmerzensgeld und Schadenersatz gezahlt, Horvatits schätzte aber, dass letztlich bis zu eine Million Euro anfallen werden.

Urteil gab es am Mittwoch noch keines, weil viele womöglich entscheidende Zeugen aus Termingründen für diesen Tag gar nicht geladen worden waren, so Richter Roland Finster.

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