Hitler-Bekenntnis

Von Trier in Cannes zur “Persona non grata” erklärt

Adabei
19.05.2011 15:42
Wegen seiner Äußerungen über Adolf Hitler ist der dänische Regisseur Lars von Trier beim Filmfestival in Cannes zur "Persona non grata", zur unerwünschten Person, erklärt worden. Dies teilte die Festivalleitung am Donnerstag in der südfranzösischen Stadt mit. Die Entscheidung gelte mit "sofortiger Wirkung". Von der Teilnahme am Wettbewerb um die Goldene Palme ist von Trier dadurch aber nicht ausgeschlossen.

"Der Verwaltungsrat verurteilt die Äußerungen Lars von Triers entschieden", heißt es in einer Mitteilung. Festivalpräsident Gilles Jacob hatte Donnerstagvormittag eine Sitzung einberufen, um über Sanktionen gegen den Regisseur zu beraten. "Das Festival von Cannes gibt Künstlern weltweit eine besondere Bühne, um ihre Arbeit vorzustellen und die Freiheit der Kunst zu verteidigen." Dass Lars von Trier diese Bühne für "inakzeptable, nicht tolerierbare Aussagen", die den "Idealen der Humanität und Großzügigkeit" des Festivals widersprechen, benutzt habe, sei sehr bedauerlich.

Die Entscheidung der Festivalleitung "akzeptiere von Trier vollkommen", sagte nun einer seiner Produzenten: "Es liegt am Festival zu entscheiden, was gut für das Festival ist." Von Trier habe nur einen Witz machen wollen, der daneben gegangen sei.

"Okay, ich bin ein Nazi!"
Am Mittwoch hatte der 55-jährige Filmemacher in Cannes für einen Eklat gesorgt. Als bei der Pressekonferenz zu seinem Film "Melancholia", in dem Kirsten Dunst und Charlotte Gainsbourg Hauptrollen übernommen haben, die Frage nach seinem Bezug zur Musik Wagners und der Bildgebung der Nazis aufkam, sprach er seine Sympathie für Hitler aus. Hitler sei "nicht das, was man einen guten Kerl nennen würde, aber ich verstehe vieles von ihm", so Trier. "Ich sympathisiere ein bisschen mit ihm, ja." Seine Ausführungen, in denen er dann noch Hitlers Architekten Albert Speer gelobt hatte, beendete das Enfant terrible der Filmbranche schließlich mit den Worten: "Okay, ich bin ein Nazi!"

Noch am selben Abend folgte die öffentliche Entschuldigung von Lars von Trier. In einer Presseaussendung sagte er, dass er sich "aufrichtig entschuldige", sollte er mit seinen Worten jemanden verletzt haben. "Ich bin weder antisemitisch oder habe ich rassistische Vorurteile irgendeiner Art noch bin ich ein Nazi."

Von Trier: Skandalös, aber gefeiert
Von Trier, der sich selbst gern als neurotischen, seelisch gestörten Menschen beschreibt, ist regelmäßig zu Gast in Cannes. Hier hat er auch in der Vergangenheit schon wiederholt für Skandale gesorgt - sei es mit pornografischen oder extrem gewalttätigen Szenen in seinen Filmen oder mit provozierenden Äußerungen. Doch immer wieder wurde von Trier für seine emotional geladenen, ästhetisch herausragenden Werke auch gefeiert und ausgezeichnet. So erhielt er im Jahr 2000 die Goldene Palme für "Dancer in the Dark".

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: kmm)



Kostenlose Spiele