Bin-Laden-Nachfolge

Al-Kaida bestellt erst einmal nur Interims-Boss

Ausland
18.05.2011 07:48
Gut zwei Wochen nach der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama bin Laden hat das Terrornetzwerk Medienberichten zufolge den Ägypter Saif al-Adel zu dessen Interims-Nachfolger bestimmt. Wie der US-Fernsehsender CNN berichtete, soll der ehemals hochrangige ägyptische Armeeangehörige das Netzwerk übergangsweise führen. Anschließend solle die komplette Führungsebene des Terrornetzwerks an der Auswahl eines neuen Chefs beteiligt werden.

In Islamistenkreisen wird diese Nachricht allerdings noch angezweifelt. Die arabische Tageszeitung "Al-Sharq Al-Awsat" berichtete am Mittwoch, mehrere arabische Islamisten warteten noch auf eine Art "offizielle Erklärung" des Terrornetzwerkes Al-Kaida zur Frage der Nachfolge.

CNN berichtete am Dienstag (Ortszeit) unter Berufung auf den früheren libyschen Al-Kaida-Kämpfer Noman Benotman, dass Adel das Netzwerk übergangsweise führen soll. Die Al-Kaida wolle mit der Ernennung Adels wahrscheinlich testen, wie der Westen auf einen Terrorchef reagiere, der nicht von der arabischen Halbinsel stamme, sagte Benotman nach Angaben des Senders.

Die pakistanische Tageszeitung "The News" bestätigte die Information. In einem Artikel aus der Stadt Rawalpindi, wo das pakistanische Militär seinen Hauptsitz hat, berief sie sich dabei auf nicht genannte Informanten. Neuer Operationschef der Extremistenorganisation wurde CNN zufolge Mustafa al-Yemeni, dessen Nationalität ungenannt blieb.

Al-Adel mit viel "Erfahrung"
Mohammed Ibrahim al-Makawi alias Saif al-Adel ("Schwert der Gerechtigkeit") war nach Erkenntnissen amerikanischer Ermittler an der Planung der Terroranschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 mit mehr als 200 Toten beteiligt. Er soll in den 1990er-Jahren in Afghanistan und im Sudan Ausbildungslager aufgebaut haben. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes im Winter 2001 soll er von Afghanistan in den Iran geflohen sein, wo er angeblich unter Hausarrest gestellt wurde. Berichten arabischer Medien zufolge ließen ihn die Iraner vor einem Jahr frei, woraufhin er in das pakistanisch-afghanische Grenzgebiet zurückkehrte. Der Geheimdienst von Saudi-Arabien vermutet, dass Adel zu den Drahtziehern der Selbstmordattacken auf Ausländerwohnsiedlungen in Riad 2003 gehört.

Vergangenheit bei Armee-Spezialeinheit
Adel ist Ende 40. Er gehörte einst einer Spezialeinheit der ägyptischen Armee an. Bisher ist er vor allem als militärischer Führer der Terroristen in Erscheinung getreten und nicht als Ideologe. Die Rolle des Vordenkers spielt im Al-Kaida-Netzwerk aktuell vor allem der Ägypter Ayman al-Zawahiri (59, siehe Infobox), dessen Position aber offenbar umstritten ist. Saif al-Adel und Zawahiri kennen sich noch aus der Zeit, in der sie beide der ägyptischen Terrororganisation Islamischer Jihad angehörten. Beobachter rechnen damit, dass langfristig Zawahiri die Al-Kaida führen soll.

Al-Kaida-Chef Osama bin Laden war am 2. Mai von einem US-Spezialkommando im pakistanischen Abbottabad aufgespürt und getötet worden. Wenige Tage später bestätigte das Terrornetzwerk seinen Tod und kündigte Vergeltung an.

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