"Tagwache" um 6 Uhr

Der Gefängnisalltag von Strauss-Kahn auf Rikers Island

Ausland
18.05.2011 08:19
Vom weichen Federbett der Luxussuite in einem der teuersten Hotels New Yorks auf die harte Pritsche einer 14-Quadratmeter-Zelle auf der berüchtigten Gefangeneninsel Rikers Island im East River: Für IWF-Boss Dominique Strauss-Kahn gibt es derzeit jeden Morgen ein hartes Erwachen. Um Punkt 6 Uhr heißt es Aufstehen für den prominenten Insassen, der von 14.000 Schwerverbrechern umgeben ist.

Der 62-jährige verheiratete Franzose, der mit seinem Hang zu anderen Frauen schon vorher öfters von sich reden gemacht hatte, soll am Samstag versucht haben, in dem Luxushotel ein Zimmermädchen zum Sex zu zwingen. Strauss-Kahn drohen wenigstens 25 Jahre Gefängnis. Am Freitag soll entschieden werden, ob das Beweismaterial für einen Prozess ausreicht.

Ob es dem Weltbanker gelingen wird, in seinen Nächten auf Rikers Island ein Auge zuzumachen, ist unklar. Schon am Montag war Strauss-Kahn unrasiert, eingefallen, mit offenem Hemd und allem Anschein nach völlig übermüdet vor Gericht erschienen (siehe Bilder oben). Rikers Island liegt in unmittelbarer Nähe des New Yorker Airports La Guardia, auf dem rund um die Uhr Flugbetrieb herrscht. Für weiteren Lärm in den zehn Gefängnistrakten auf der Insel sorgen die schweren Metalltüren, berichteten US-Medien.

3,5 mal 4 Meter "Wohnfläche"
Strauss-Kahn hat das "Glück", in einer Einzelzelle untergebracht zu sein. Die "Wohnfläche" ist auf dreieinhalb mal vier Quadratmeter beschränkt. Als einzigen Komfort außer der Pritsche bietet die Zelle eine Toilette und Dusche. Dazu kommen eine Trinktasse, Seife, Shampoo sowie Zahnpasta. Kein Vergleich zu seiner traumhaften Hotelsuite, die für 3.000 Dollar pro Nacht angeboten wird - Strauss-Kahn soll sie nach US-Medienberichten für 525 Dollar erhalten haben.

Im selben Trakt wie der IWF-Regent sitzen Drogen- und Alkoholsüchtige sowie Geisteskranke. Dort darf Strauss-Kahn diese Woche drei private Besucher empfangen. Nach dem Besucherkalender auf der Internetseite der New Yorker Vollzugsbehörde blieb Rikers Island am Dienstag für Besucher geschlossen. Am Mittwoch sind Angehörige von Insassen zugelassen, deren Nachname mit A bis L beginnt, am Donnerstag dann der Rest des Alphabets - und damit auch für den IWF-Chef.

Telefon, Fernsehen, Internet verboten
Bis dahin darf sich Strauss-Kahn die Zeit mit einer Auswahl von Büchern aus der Gefängnisbibliothek vertreiben. Ein eigenes Telefon und Zugang zum Internet sind ihm nach Angaben eines Behördensprechers nicht erlaubt. Auch Fernsehen ist der Auskunft nach gestrichen. Statt Whiskey oder Wein muss sich Strauss-Kahn jetzt mit Tee, Kaffee oder Sprudel begnügen. Die Rikers-Versorgung sei denkbar schlecht, klagen Ex-Gefangene. Auf dem Speiseplan stehen ein Stück Obst, zwei Scheiben Brot und Haferflocken zum Frühstück, Salat, Gemüse und ein Sandwich zu Mittag. Am Abend darf sich der wohlhabende Rikers-"Gast" auf Kosten der New Yorker Steuerzahler zunächst bis zum Freitag über Hühnchen-, Fisch- und Putengerichte hermachen.

Ständige Überwachung wegen Suizid-Gefahr
Einem Bericht des TV-Senders NBC zufolge steht Strauss-Kahn außerdem zur Verhinderung eines Selbstmordes unter besonderer Überwachung. Die Maßnahme, die auf Anraten von Ärzten angeordnet wurde, macht den Aufenthalt auf Rikers Island noch unangenehmer: Alle 15 bis 30 Minuten wird die Zelle Strauss-Kahns in Augenschein genommen. Der Inhaftierte trage Gefängniskleidung und Schuhe ohne Schnürbänder.

Zimmermädchen will aussagen
Angeblich ist das Zimmermädchen dazu bereit, gegen den Chef des Internationalen Währungsfonds aussagen. Wenn sie dazu aufgefordert werde, dann werde sie nicht zögern, sagte ihr Anwalt Jeffrey Shapiro dem Sender CNN. Derzeit arbeite die 32-Jährige bereits mit der Polizei und der Staatsanwaltschaft zusammen. "Ihre Welt hat sich total auf den Kopf gestellt", sagte Shapiro. "Sie hat große Angst um ihre Zukunft."

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