Rede im Parlament

ÖVPler sorgt mit Strauss-Kahn-Reim für Empörung

Österreich
17.05.2011 21:19
Wolfgang Großruck, ÖVP-Mandatar mit ausgeprägtem Hang zum Reimeschmieden, hat sich am Dienstagabend im Parlament einen ordentlichen Fauxpas geleistet. Wie üblich und sogar ein wenig spöttisch vom gerade vorsitzenden Dritten Nationalratspräsidenten Martin Graf (FPÖ) dazu motiviert, fügte er an seine Rede einen Reim an - und der lautete wie folgt: "Obwohl er schon ein reiferer Mann, zeigt Dominique Strauss, was er noch kann." IWF-Chef Strauss-Kahn war am Samstag in New York wegen versuchter Vergewaltigung eines Zimmermädchens verhaftet worden.

Die Parteien reagierten mit Entrüstung, auch wenn Großruck prompt versuchte zurückzurudern. Sein Reim sei ironisch gemeint gewesen, er habe niemanden verletzen wollen. Auch habe er nicht Strauss-Kahns Fehltaten rechtfertigen wollen, sondern fühle sich ganz im Gegenteil als Politiker von der Sache betroffen.

BZÖ: Ein "Schandstück"
Grünen-Chefin Eva Glawischnig zeigte sich fassungslos, dass eine versuchte Vergewaltigung als Leistung für einen älteren Mann dargestellt worden sei. Sicherheitssprecher Peter Pilz forderte den Rücktritt Großrucks. BZÖ-Mandatar Gerald Grosz sprach von einem "Schandstück", auch SPÖ-Frauensprecherin Gisela Wurm befand Großrucks lyrisches Abenteuer für inakzeptabel.

Schließlich distanzierte sich Graf von den Ausführungen des VP-Politikers. Der Dritte Nationalratspräsident hatte das Unglück ungewollt eingeleitet, weil er den wegen des hohen Lärmpegels zaudernden Großruck aufforderte, seine Rede doch zu beginnen, sonst gehe sich sein traditioneller Vierzeiler nicht mehr aus. Keine Hilfe für Großruck gab es hingegen aus den eigenen Reihen. Klubchef Karlheinz Kopf distanzierte sich vehement vom Reim seines Abgeordneten.

Anklage wegen sechs Delikten
Strauss-Kahn war am Samstag in New York festgenommen worden, weil er versucht haben soll, in einem Luxushotel ein Zimmermädchen zum Sex zu zwingen. Laut Anklageschrift soll er die Tür seines Zimmers zugeschlagen haben, als das Zimmermädchen eingetreten war. Dann habe er dem Opfer ohne Einwilligung an die Brust gegriffen, versucht, ihm die Strumpfhose herunterzuziehen und ihm in den Schritt gegriffen. "Sein Penis hatte gewaltsam zweimal Kontakt mit dem Mund des Opfers", hieß es weiter. Oberflächliche Spuren bzw. Verletzungen an der Frau, die nach der Attacke in einem Spital behandelt wurden, würden dies soweit bestätigen. Wegen dieses zweimaligen Kontakts wirft die Staatsanwaltschaft dem 62-Jährigen die "sexuelle Belästigung ersten Grades" vor. Dafür allein drohen 25 Jahre.

Hinzu kommt "versuchte Vergewaltigung ersten Grades", dafür könnten 15 Jahre verhängt werden. "Sexueller Missbrauch" steht zweimal in der Anklage, das wird ersten Grades mit sieben Jahren, dritten Grades mit drei Monaten Haft geahndet. Das Schließen der Tür, um die Frau am Weglaufen zu hindern, wird zudem als Freiheitsberaubung gewertet. Dafür droht Strauss-Kahn ein Jahr Gefängnis, ebenso wie für "unsittliches Berühren", den sechsten Anklagepunkt. Strauss-Kahn bekannte sich bei einer Anhörung vor Gericht nicht schuldig. Er sitzt in New York in Untersuchungshaft, in einer 14-Quadratmeter-Zelle auf der Gefangeneninsel Rikers Island.

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