Osterfestspiele

Nächste Bombe rund um Skandal-Festival geplatzt

Salzburg
14.05.2011 14:17
Die Salzburger Osterfestspiele kommen nicht zur Ruhe: Nach dem Skandal rund um den früheren Geschäftsführer samt darauffolgender Neuorganisation im Vorjahr platzte am Samstag die nächste "Bombe": Die Berliner Philharmoniker kehren den Osterfestspielen ab 2013 den Rücken und ziehen nach Baden-Baden. Die Politik ist erwartungsgemäß verärgert, spricht von Vertragsbruch, feilt aber bereits am künstlerischen Neustart.

Die Salzburger Osterfestspiele wird es ab 2013 in der gewohnten Form mit den Berliner Philharmonikern nicht mehr geben. In einer kurzen Aussendung teilte die Festivalleitung in der Nacht auf Samstag mit, dass das Orchester am Freitag bekannt gegeben habe, ab 2013 zu Ostern nicht mehr in Salzburg aufzutreten. Die Philharmoniker begründeten ihre in einer Vollversammlung getroffene Entscheidung damit, dass das Orchester für die Opern- und Konzertaktivitäten zu Ostern "eine langfristig gesicherte Gesamtsituation" brauche, "die uns das Festspielhaus Baden-Baden bieten kann".

Nachdenken über den Tag danach
Ob nicht in Wahrheit vielmehr die Finanzen Grund für den Wechsel waren, ist nicht bekannt. Gerüchte, die "Berliner" würden bald gehen, gab es in den letzten Jahren mehrmals. In Salzburg gewinnt derzeit der Eindruck Oberhand, dass ökonomische Aspekte die kulturellen Interessen ausgestochen haben. In der Mozartstadt wird jedoch bereits über den "Tag danach" nachgedacht. "Aber auf ein Top-Festival auf international höchstem Niveau kann und wird Salzburg nicht verzichten", sagte der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden am Samstag. "Salzburg hat internationale Strahlkraft, ich bin absolut sicher, das sich die besten Dirigenten, Regisseure, Musiker und Orchester für ein vergleichbares Festival-Format interessieren werden", ist sich Schaden sicher.

Wirtschaft verstärkt in die Pflicht nehmen
Klar ist für den Bürgermeister auch, dass ein Teil des bisherigen Osterfestspiel-Publikums "seinen" Philharmonikern nach Baden-Baden nachreisen wird. Also müsse es einen partiellen Austausch auch des Publikums geben, worin für Schaden auch eine Chance auf einen echten Neubeginn liegt.

Finanziell müsse die Salzburger Wirtschaft verstärkt in die Pflicht genommen werden: "Die Wirtschaft muss jetzt Farbe bekennen. Immerhin ist sie es, die zuallererst von einem Top-Festival in Salzburg zu Ostern profitiert." Schaden will außerdem versuchen, für die "Osterfestspiele neu" an Bundesmittel zu kommen, verwies aber darauf, dass "der Bund bisher alles abgelehnt hat, was mit den Osterfestspielen zu tun hatte".

Zentral in die Konstruktion der "Osterfestspiele neu" eingebunden werden sollen auch die Salzburger Festspiele. "Ich hatte in den wenigen Stunden noch keine Gelegenheit, mit Präsidentin Helga Rabl-Stadler zu reden, aber sie hat mir per SMS Interesse und Bereitschaft zur Mitarbeit bekundet", sagte Schaden.

Burgstaller kündigt Perspektiven-Gruppe an
Landeshauptfrau Gabi Burgstaller zeigte sich "enttäuscht, hat doch Salzburg in den vergangenen Jahren alle Anstrengungen unternommen, die so hoch geschätzten Berliner Philharmoniker hier zu halten. Burgstaller kündigte die Einrichtung einer Perspektiven-Gruppe an, in der sich Stadt, Land, Fremdenverkehrswirtschaft und Festspiele über die Zukunft der Osterfestspiele kümmern sollen. "Es würde dem Erbe Herbert von Karajans widersprechen, wenn die Osterfestspiele allein aufgrund der aktuellen Entscheidung der Berliner Philharmoniker zu Ende gingen", so Burgstaller.

Bleibt Salzburg auf Wagner-Oper "Parsifal" sitzen?
Anlass für mögliche juristische Schritte gegen die Berliner Philharmoniker ist die Produktion der Wagner-Oper "Parsifal", welche die Berliner 2013 in Salzburg vereinbarungsgemäß hätten spielen sollen. Laut Peter Alward, Geschäftsführer der Salzburger Osterfestspiele, gebe es gültige Verträge mit Künstlern, außerdem hätten die Osterfestspiele bereits mit dem Bau von Bühnenbildern begonnen.

"Wenn der neue Festival-Ort der Berliner Philharmoniker den 'Parsifal' übernimmt und die bisher entstandenen Kosten refundiert, dann gibt es kein Problem", erläuterte Alward. Was ein Leben nach den Berliner Philharmoniker betreffe, habe er konkrete Opern-Ideen, und ganz offensichtlich gibt es außerordentlich namhafte Künstler, die trotz der kurzen Fristen sehr daran interessiert seien, in Salzburg Oper zu machen", sagte Alward, der bis einschließlich 2013 bei den Osterfestspielen unter Vertrag steht.

Fragliche Rolle der Wiener Philharmoniker
Eines der großen Fragezeichen bei den neuen Osterfestspielen ab 2013 ist die Rolle der Wiener Philharmoniker. Schon 2009, als die "Berliner" mit dem Abwandern gedroht hatten, sind Gespräche mit den "Wienern" geführt worden. Die Idee, auch zu Ostern in Salzburg zu spielen, ist laut Schaden in Wien durchaus nicht auf taube Ohren gestoßen. "Man muss aber jetzt in alle Richtungen denken, auch ein Festival mit verschiedenen, wechselnden Top-Orchestern ist durchaus vorstellbar", so der Salzburger Bürgermeister.

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