"Krone": Herr Präsident, was werfen Sie der Landesrätin vor?
Wolfgang Routil: Ich halte es für wichtig, dass das Land die Spitalsreform in Angriff nimmt - ich begrüße den Mut der Frau Landesrätin. Wir haben unsere grundsätzliche Zustimmung geäußert und waren deshalb sehr enttäuscht, dass wir in die Verhandlungen nicht einbezogen wurden. Der Regionale Strukturplan Gesundheit, der auch rasch vorgelegt wurde, war dann aber nichts anderes als ein dürres Gerüst von Zahlen und politischen Absichtserklärungen.
"Krone": Was fehlt Ihnen darin?
Routil: Patientenstromanalysen, Nutzenbewertung etc. fehlen. Hartinger-Consulting hat für uns die Spar-Maßnahmen analysiert und ist zu einem ähnlich ernüchternden Ergebnis gekommen. Um solch eine Reform durchzuziehen, hätten alle Partner des Gesundheitssystems einbezogen werden müssen. Patienten und auch Ärzte sind jetzt verständlicherweise verunsichert.
"Krone": Frau Landesrätin, was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?
Kristina Edlinger-Ploder: Was ich nicht ändern konnte, war der Faktor Zeit. Ich hätte gerne mehr Zeit gehabt, die haben wir aber nicht, weil wir in der Steiermark zu lange zugeschaut haben und das Budget uns einen Rahmen vorgibt. Wir müssen strukturelle Einsparungen erzielen, deshalb habe ich mich entschlossen, jetzt einmal eine Entscheidung zu treffen. Hätte ich jeden gefragt, der gefragt werden wollte, wäre ich zu keinem Ergebnis gekommen. Joanneum-Research hat mir stattdessen alle notwendigen Analysen geliefert. Wir hätten beispielsweise noch mehr Betten abbauen können.
Routil: Es liegt jetzt einmal ein Spar-Konzept vor. Es hätte auch ein anderes sein können, man hätte etwa ein anderes Haus zusperren können als Hörgas. Das erweckt den Eindruck eines Auf-Teufel-komm-raus-Sparens. Das Schlimme ist: Die Steiermark hat kein Gesundheitsversorgungskonzept. Vieles, was wir ändern wollen, bedürfte einer bundesgesetzlichen Änderung. Ich möchte nicht in Ihrer Haut stecken, Frau Landesrätin!
"Krone": Warum gab es keine Patientenstromanalysen?
Edlinger-Ploder: Selbstverständlich gab es die, sonst könnten wir ja nicht guten Gewissens Abteilungen verlegen, beispielsweise in Murau. Noch einmal: Es soll mir keiner sagen: "Es gibt den einzig wahren Gesundheitsplan der Steiermark." Wir haben natürlich an ein paar Rädchen gedreht, und wir haben auch viele Vorschläge angenommen. Aber ich muss mich auch an Bundesvorgaben halten.
"Krone": Können Sie weiterhin beste Versorgung garantieren?
Edlinger-Ploder: Ja - was den stationären Bereich angeht, kann ich die Grundversorgung ruhigen Gewissens in jedem Bezirk, in jedem Winkel der Steiermark als sichergestellt anerkennen. Niemand stirbt an dieser Reform! Und niemand wird künftig falsch operiert.
"Krone": Hat da die Ärztekammer diesbezüglich Bedenken?
Routil: Ja, schon. Es hätte etwa unbedingt auch die Ausbildung der Ärzte in den Spitälern berücksichtigt werden müssen.
Edlinger-Ploder: Wo haben Sie denn in Sachen Hörgas Bedenken? Da ist weder die Grundversorgung noch die Frage der Ausbildung in Frage gestellt. Wo ist der große Fehler dieses Regionalen Gesundheitsplanes, Herr Präsident?
Routil: Der größte Fehler ist, dass die Partner im Gesundheitssystem nicht in die gemeinsame Zielvereinbarung eingebunden wurden.
"Krone": Was läuft im Gesundheitssystem falsch?
Edlinger-Ploder: Wir wissen, dass wir viele Fehlbelegungen haben und die Leute zu oft zum Arzt gehen.
Routil: Aber deswegen kann ich doch nicht gleich die Spitalsbetten reduzieren!
Edlinger-Ploder: Wo würden Sie stattdessen sparen, Herr Routil?
Routil: Wir müssen einmal bei den Nahtstellen, bei der stationären und bei der ambulanten Versorgung ansetzen.
"Krone": Kann man nicht zu einem Kompromiss kommen?
Routil: Schon, die steirische Ärztekammer will in künftige Verhandlungen einbezogen werden.
Edlinger-Ploder: Ich bin doch keine Diktatorin - sie wird selbstverständlich in diese Gespräche einbezogen.
Routil: Gut, das ist ein erster Erfolg.
Daten und Fakten
von Gerald Schwaiger, "Steirerkrone"
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