WIFO-Studie

Gesundheitssystem hat große Schwachstellen

Österreich
12.05.2011 12:52
Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts ist das österreichische Gesundheitssystem "stark verbesserungsfähig". Die mangelnde Prävention wird in der Untersuchung als die entscheidende Schwachstelle festgemacht. Nicht zuletzt deshalb ist das beschwerdefreie Leben der Österreicher kürzer als im EU-Durchschnitt.

Im Gegensatz zur steigenden und im Europa-Vergleich leicht überdurchschnittlichen Lebenserwartung sind die Aussichten auf einen gesunden, beschwerdefreien Lebensabend in Österreich unterdurchschnittlich. Die "Gesundheitserwartung" liegt in Österreich bei 58,8 Lebensjahren und damit fast drei Jahre unter dem EU-Schnitt (61,5 Jahre). Damit liegt man nur an 20. Stelle unter den 27 EU-Staaten.

Österreich wird von 13 Ländern überholt, die eine niedrigere Lebenserwartung haben, aber ein größere Zahl "gesunder Jahre" erwarten können. In Malta, Schweden und Großbritannien liegt die gesunde Lebenserwartung bei 68 Jahren, das sind zehn Jahre mehr als in Österreich. Umgekehrt erreicht Österreich bezüglich der Jahre, in denen die Lebensqualität durch Krankheiten und Behinderungen reduziert ist, mit 22 Jahren einen traurigen Spitzenwert. Im EU-Schnitt liegen die "kranken Jahre" bei 18, in Schweden sind es sogar nur zwölf Jahre.

Schlechte Bilanz trotz zweitteuersten Gesundheitssystems
Und das, obwohl sich Österreich das zweitteuerste Gesundheitssystem der EU leistet. Pro Kopf kostet es jeden Österreicher jährlich 3.400 Euro. Der EU-Schnitt liegt bei 2.200 Euro. Die Millionen versickern etwa bei den hohen Spitalskosten. Die stationäre Versorgung frisst 35 Prozent der gesamten Gesundheitsausgaben auf.

Die entscheidende Schwachstelle liegt laut WIFO-Studie allerdings in der mangelnden Vorsorge. Die Ausgaben für Prävention liegen mit 1,8 Prozent deutlich unter dem Durchschnitt (EU-27 2,9 Prozent), dies entspricht einem Unterschied von 300 Millionen Euro. Auch der Anstieg der Präventionsausgaben verläuft in Österreich unterdurchschnittlich. Die Sozialversicherung ist nur berechtigt, in Prävention zu investieren, wenn die kurativen Anforderungen gedeckt sind.

"Gesunde Lebensjahre" müssen verlängert werden
Eine Messlatte für Erfolge der angestrebten Gesundheitsreform sollte nach Ansicht der WIFO-Studie die Verlängerung der Lebensjahre sein, die gesund und behinderungsfrei verbracht werden können. Die Kosten könnten dabei durch Maßnahmen in den Lebensumständen mindestens so stark verändert werden wie durch notwendige Reformen im Gesundheitssystem - etwa Reduktion der Bettenzahl, Verbesserung des Schnittstellenmanagements und Finanzierung aus einer Hand.

Mit der Betonung der Lebensumstände lenkt das WIFO den Blick auf Verhalten und Prävention und bezieht Gruppen und Institutionen ein, die nicht vorweg als Akteure des Gesundheitssystems im engeren Sinn gesehen werden: nämlich Bildungseinrichtungen, Steuergesetzgebung, Arbeitsrecht, Firmen, Familien, Medien und den Einzelnen.

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