Hektische Dementi

Griechen erwägen angeblich die Abkehr vom Euro

Ausland
06.05.2011 18:32
Das hoch verschuldete Griechenland erwägt angeblich einen Austritt aus der Euro-Zone. Die Regierung in Athen denke darüber nach, den 1999 gegründeten Währungsraum zu verlassen und wieder eine eigene Währung einzuführen, berichtete "Spiegel Online" am Freitag. Die alarmierten EU-Finanzminister sollten sich demnach noch Freitagabend zu einer Krisensitzung in Luxemburg treffen.

Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble wolle die Griechen unter allen Umständen von dem Schritt abhalten, so der "Spiegel". Eine interne Vorlage seines Ministeriums warne vor katastrophalen Folgen eines Austritts. Neben dem Vertrauens-Verlust für den Euro würde vor allem Griechenland unter dem Schritt leiden.

Wegen der zu erwartenden schlagartigen Abwertung der neuen Währung gegenüber dem Euro würde die Verschuldung des Landes in Rekordzeit auf 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts steigen. Dann wäre laut Schäubles Experten "eine Umschuldung unumgänglich". Und die wäre gleichbedeutend mit dem Staatsbankrott.

Auch sei davon auszugehen, dass ein Großteil des in- und ausländischen Kapitals aus dem Land abgezogen würde. Ferner wäre das Land für viele Jahre vom Kapitalmarkt abgeschnitten. Andere Experten sehen die Gefahr eines parallelen - illegalen - Euro-Währungssystems in Griechenland samt florierender Schwarzmärkte, die die Volkswirtschaft weiter destabilisieren würden. Einziger Vorteil der Rückkehr zu einer eigenen Währung wäre die mit der folgenden Abwertung verbundene Verbilligung der griechischen Exporte. An den strukturellen Problemen des Landes würde sich jedoch nichts ändern.

Gleichzeitiger Austritt aus der EU nötig?
Unklar ist, ob und wie der Austritt Griechenlands juristisch zu bewerkstelligen wäre. Experten gehen davon aus, dass das Land dafür laut den Verträgen gleichzeitig die EU verlassen müsste. Auf der anderen Seite sei wiederum fraglich, ob dieser große Schritt nötig wäre oder ob die anderen EU-Staaten Griechenlands Abkehr vom Euro nicht einfach stillschweigend hinnehmen würden.

An dem Treffen nehmen laut "Spiegel Online" die Finanzminister der Währungsunion und Vertreter der EU-Kommission teil. Es sei höchste Vertraulichkeit verordnet worden. So dürfe jeder Minister mit nur einem engen Mitarbeiter erscheinen.

Hektische Dementi von Griechen, Deutschen und Franzosen
Kurz nach Veröffentlichung des Berichts wurden die Gerüchte hektisch dementiert. Die griechische Regierung schloss den Austritt "kategorisch" aus. "Derartige Berichte untergraben die Bemühungen Griechenlands und dienen nur den Spekulanten", sagte eine Quelle aus dem Umfeld von Regierungschef Giorgos Papandreou.

Das französische Finanzministerium bezeichnete den Bericht als "vollkommen frei erfunden". Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone "stand und steht nicht an". Auch die EU-Kommission wies den Bericht über das angebliche Krisentreffen postwendend zurück. "Ich weiß davon nichts", sagte ein Sprecher von EU-Währungskommissar Olli Rehn in Brüssel. Auch über einen möglichen Euro-Austritt Griechenlands sei die Kommission nicht informiert worden, sagte der Sprecher.

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