Verhindert Tumore

HIV-Medizin hilft gegen Krebs am Gebärmutterhals

Wissenschaft
06.05.2011 16:23
Ein gegen HIV-Infektionen eingesetztes Medikament hemmt auch Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen. Auf welche Weise das geschieht, haben britische Mediziner jetzt in Versuchen mit Zellkulturen genauer untersucht. Demnach verstärkt der Wirkstoff Lopinavir die natürliche Virusabwehr von Zellen, die mit Papillomaviren (HPV) infiziert sind. Sein Einsatz könnte verhindern, dass sich aus HPV-infizierten Zellen ein bösartiger Tumor entwickelt, schreiben die Forscher im Fachblatt "Antiviral Therapy".

"Wir konnten zeigen, dass Lopinavir HPV-infizierte Zellen tötet, indem es ein bekanntes Virenabwehrsystem reaktiviert, das durch HPV blockiert wird", sagt Ian Hampson von der University of Manchester. Wenn Papillomaviren Schleimhautzellen der Gebärmutter infizieren, entstehen Genitalwarzen. Bei bestimmten Virustypen kann sich daraus ein Karzinom entwickeln.

Das ließe sich verhindern, indem man bereits die Krebsvorstufe, also die HPV-Infektion, bekämpft. Dafür gibt es zwar inzwischen eine Impfung, aber diese schützt nicht vor allen krebsauslösenden HPV-Typen. Außerdem ist sie nicht mehr wirksam, wenn die Zellen bereits infiziert sind.

Wirkstoff tötet infizierte Zellen ab
In Experimenten mit menschlichen Zellkulturen fanden die Forscher heraus, dass Lopinavir HPV-infizierte Zellen abtötet, noch bevor sich Krebszellen entwickelt haben. Gesunde Zellen wurden dagegen nicht geschädigt. Außerdem verstärkte das Medikament die durch die Papillomaviren gehemmte Produktion des Enzyms Ribonuklease L, das der Virenabwehr dient. Um diese Wirkung bei infizierten Schleimhautzellen der Gebärmutter erzielen zu können, seien aber zehn- bis fünfzehnfach höhere Konzentrationen des Medikaments nötig, als mit Tabletten erreichbar sind, sagt Hampson. Daher müsste das Mittel für klinische Studien als Creme oder Pessar lokal verabreicht werden.

Nach Angaben der Autoren erkranken jährlich mehr als 490.000 Frauen weltweit an Gebärmutterhalskrebs. 70 Prozent der Fälle lassen sich auf Infektionen mit den beiden Papillomavirustypen HPV-16 und HPV-18 zurückführen. Besonders betroffen sind die Frauen im südlichen Afrika, wo sich das Aids-Virus besonders stark ausgebreitet hat. Denn eine HPV-Infektion erhöht die Gefahr einer zusätzlichen Ansteckung mit HI-Viren.

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