„Game over“

Rufe nach Ende der Corona-Maßnahmen werden lauter

Politik
23.01.2022 18:59

Die neue Omikron-Variante betrachten viele fast schon als Segen - ihre vermeintliche Milde zeigt sich darin, dass trotz hoher Infektionszahlen die Auslastung in den Spitälern nicht so dramatisch ist wie bei anderen Mutationen. Immunität durch Durchseuchung: Das ist die Hoffnung vieler Menschen, die Lockdowns und Quarantäne satthaben. Rufe, wonach die Pandemie bald für beendet erklärt werden soll, werden lauter.

„Die harten Maßnahmen, die zu Zeiten voller Intensivstationen für viele verständlich waren, müssten jetzt überdacht werden. Doch passiert das auch?“, fragte die „Bild“-Zeitung am Wochenende. Maskenpflicht im Freien, Versammlungsverbot - diese Maßnahmen seien angesichts der Entspannung der Corona-Situation zu hinterfragen.

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Corona milder, aber Staat strenger

Headline der „Bild"-Zeitung am 22.1.2022

FPÖ: „Keine Überlastung der Intensivstationen durch Omikron"
Auch die FPÖ forderte am Sonntag „die Aufhebung sämtlicher Corona-Maßnahmen in Österreich“. Man solle sich „ein Beispiel an Ländern wie Großbritannien, Spanien oder Israel nehmen, wo man trotz hoher Fallzahlen zur Normalität zurückkehrt“, erklärte der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp. 2G-Regeln und Sperrstunde gehören seiner Meinung nach abgeschafft und die Nachtgastro solle wieder öffnen dürfen.

Auch er begründet seine Forderung mit der milderen Variante. „In keinem anderen Land gibt es aufgrund der Omikron-Welle eine Überlastung der Intensivstationen“, sagt Nepp. Es brauche daher keine Massentests und Quarantäne-Beschränkungen mehr, ist der Freiheitliche überzeugt.

Experten bei Prognose zu Pandemie-Ende vorsichtig
Der FPÖ und anderen Gegnern der Maßnahmen spielt in die Hände, dass auch viele Experten auf ein rasches Pandemie-Ende durch Omikron hoffen - bei konkreten Prognosen sind sie allerdings vorsichtig. Sogar Deutschlands Top-Virologe Christian Drosten sah zuletzt in der milder verlaufenden Variante eine „Chance“. Allerdings betonte er, dass deswegen noch lange nicht alle Regeln aufgehoben werden könnten.

Er ist beispielsweise überzeugt, dass Masken in bestimmten Situationen noch ein paar Jahre lang getragen werden müssten. Auch bei verringerter Krankheitsschwere sei die Schutzimpfung weiter unerlässlich. Es könne zudem jederzeit eine neue, gefährlichere Variante auftauchen, gab er zu bedenken. „Omikron ist kein Ersatz für die Impfung“, stellte Drosten außerdem am Samstag klar.

Kritiker: „Regierungen müssen wissen, wann sie aufhören müssen“
Davon, dass die meisten Experten nicht zur Lockerung von Corona-Maßnahmen raten, lassen sich Pandemie-müde Kritiker nicht beirren. „Das ist das Ende der Pandemie“, verkündete ein Blogger kürzlich und sorgte damit für Aufsehen. Durch Impfung, der milden Omikron-Variante und guter Behandlungsmethoden sei es an der Zeit, sich dementsprechend zu verhalten. „Dies gilt insbesondere für Regierungen. Sie müssen wissen, wann sie aufhören müssen“, forderte Tomás Pueyo in seinem Blog.

Dänische Zeitung ruft zu „mehr Skepsis“ auf
Der Gegenwind für Entscheider im Corona-Management wird spürbar rauer: Eine dänische Boulevardzeitung kündigte zuletzt an, deutlich kritischer in ihrer Corona-Berichterstattung und gegenüber der Regierung zu sein. Anlass waren falsche Zahlen zur Spitalsauslastung, die in „Ekstra Bladet“ veröffentlicht wurden. Darin wurde die Anzahl der Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern um 27 Prozent höher angegeben, als dies in der Realität tatsächlich der Fall war.

Die Regierung erklärte diese peinliche Panne mit einem Messfehler, die Zeitung entschuldigte sich für ihr „Versagen“ und der Chefredakteur rief zu mehr Skepsis im Journalismus auf. „Wir haben uns in den regierungstreuen Chor eingereiht“, wurde bedauert.

Entschuldigung bei Kindern
Die deutsche „Bild“ bat bereits im vergangenen Jahr „alle Kinder“ um Verzeihung: Die mediale Berichterstattung hätte diesen „das Gefühl eingeflößt, ihr wäret eine tödliche Gefahr für unsere Gesellschaft“, führte der damalige „Bild“-Chef Julian Reichelt aus. Die Maßnahmen der Regierung hätten die Jüngsten „zu Opfern von Gewalt, Vernachlässigung, Isolation, seelischer Einsamkeit“ gemacht.

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