Wie ein Weidetier

“Nussknacker”-Mensch ernährte sich von Gräsern

Wissenschaft
04.05.2011 14:12
Wegen seiner wuchtigen Kiefer und seiner übergroßen Backenzähne (siehe Kiefer links im Bild), wurde der Vormensch "Paranthropus boisei", ein Cousin der frühen Vorfahren des Homo sapiens, von der Fachwelt lange Zeit als "Nussknacker-Mensch" bezeichnet. Völlig zu Unrecht, wie jetzt eine in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlichte Untersuchung zeigt. Der vor 1,2 Millionen Jahren ausgestorbene Hominide ernährte sich nämlich vielmehr von Gräsern.

Wegen seinerextrem großen und flachen Mahlzähne mit Kauflächen in der Größe einer Zwei-Euro-Münze nahmen Anthropologen bis dato an, dass der Paranthropus boisei sich hauptsächlich von hartem Pflanzenmaterial wie Samen, Wurzeln und Nüssen – Letztere trugen ihm auch sein Spitznahmen ein - ernährt hat. Doch eine jetzt durchgeführte Analyse von Zähnen des Vormenschen zeigt, dass man allein von der Form nicht auf die Funktion schließen kann.

Ein Forscherteam um Thure Cerling von der Universität Utah hat Zahnschmelzproben von zwei Dutzend Zähnen des Paranthropus boisei, die in Kenia gefunden worden waren, auf die darin eingelagerten Kohlenstoffisotope untersucht. Diese zeigen, was ein Individuum während seines Lebens gegessen hat - ob sogenannte C3-Photosynthese-Pflanzen wie etwa Kräuter oder Teile von Bäumen oder Büschen mit deren Nüssen und Früchten oder eher Gewebe von C4-Photosynthese-Pflanzen wie beispielsweise tropische Gräser und Seggen, eine Pflanzengattung aus der Familie der Sauergrasgewächse.

Das Ergebnis überraschte selbst die Forscher: Das Isotopen-Verhältnis weist nämlich darauf hin, dass der "Nussknacker-Mensch" sich vor allem von Gräsern ernährte. Die Analysedaten ließen sich nicht unterscheiden von denen grasender Weidetiere wie Zebras oder Nilpferde, schreibt Cerling in der Studie und ergänzt: "Sie waren Nahrungskonkurrenten, sie aßen am selben Tisch."

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