Mordfall Stefanie P.

Mutter: “Steffi war Liebe ihres Lebens hörig”

Wien
04.05.2011 16:44
Mit den Aussagen der Mutter und der Schwester des Mordopfers Stefanie P. ist am Mittwoch die Verhandlung gegen Philipp K. fortgesetzt worden. Die Mutter hatte im Vorfeld erklärt, dem 23-Jährigen, der laut Anklage in der Nacht auf den 2. Juli 2010 ihre 21 Jahre alte Tochter ermordet und zerstückelt haben soll, in die Augen sehen zu wollen. Daher bestand sie darauf, ihre Aussage am zweiten Verhandlungstag in seiner Anwesenheit zu machen. Zuvor war erneut der Angeklagte zu Wort gekommen. Am ersten Prozesstag hatte K. einen Freund beschuldigt - was er am Mittwoch zu untermauern versuchte.

"Das erste Mal, als Philipp bei uns zu Hause war, zeigte er ein Foto auf seinem Handy. Es war offenbar in einem Seziersaal aufgenommen. Man sah eine tote Frau mit offenem Schädel und Philipp dahinter in einem Spiegel, wie er sich mit den Händen durch die Haare fährt", erklärte Stefanies Mutter im Zeugenstand. Und die Frau stellt die rhetorische Frage an die Richterin: "Was soll ich mir dabei denken?"

Wie die 50-Jährige darlegte, hatte Stefanie P. Philipp K. als "Liebe ihres Lebens" bezeichnet. Sie sei diesem hörig gewesen, habe regelmäßig Alkohol zu trinken begonnen. Der Freund habe insofern einen schädlichen Einfluss gehabt. Sie selbst habe dem Studenten immer misstraut: "Wenn er mir was zu trinken gegeben hat, fürchtete ich, er gibt mir was rein. Steffi sagte nämlich immer wieder: 'Wenn ich bei ihm in der Wohnung bin, kann ich mich an vieles nicht mehr erinnern.'"

Darauf meldete sich der Angeklagte zu Wort, der die Wiederbegegnung mit Steffis Mutter nach außen hin souverän meisterte: "Ich verstehe Ihre Vorwürfe, Frau P. Aber bitte glauben Sie nicht, ich hab' die Steffi dazu gebracht, zu trinken und Medikamente zu nehmen. Sie war leider halt in mancher Hinsicht auch ein labiles Mädchen. Ich habe versucht, auch ein Fangnetz zu sein."

Drei Selbstmordversuche wegen Philipp K.
Stefanie habe drei Selbstmordversuche verübt, als die Beziehung zu Philipp K. im Jahr 2009 scheiterte, erklärte die jüngere Schwester des Opfers als Zeugin. Sefanie sei "am Boden zerstört" gewesen, als dieser eine neue Freundin hatte. Sie sei "immer noch sehr verliebt" gewesen, "auch als es aus war". Als schockierend empfand die Schwester ein anderes Erlebnis: "Ganz am Beginn der Beziehung mit Steffi hat sich Philipp ganz eindeutig an mich rangemacht. Ich war damals erst 13 Jahre alt."

Die Beziehung zu Stefanies Nachfolgerin beendete Philipp K. im Frühsommer 2010. Da sei Stefanie "der glücklichste Mensch" gewesen, verriet die 17-jährige Schwester. Offenbar habe sich Stefanie Chancen ausgerechnet, von Philipp nicht mehr wie bisher ab und zu angerufen zu werden, sondern mit ihm wieder auf Dauer zusammenzukommen. Jedenfalls machte Stefanie nur wenige Stunden vor ihrem Ableben mit einem 21-jährigen Burschen Schluss, mit dem sie erst ein paar Wochen vorher eine Liaison eingegangen war, indem sie ihm am 1. Juli um 19.40 Uhr per SMS mitteilte, sie würde nichts mehr für ihn empfinden. Zu diesem Zeitpunkt befand sich die 21-Jährige auf dem Weg in die bzw. schon in der Wohnung von Philipp K., die sie - wie sich herausstellte - nicht mehr lebend verlassen sollte.

Als Zeugin befragt wurde auch die Studentin, die bis ins Vorjahr hinein Philipp K.'s Freundin war. Diese hatte keine Ahnung, dass jener nebenbei ab und an auch bei Stefanie P. schlief: "Irgendwie kann er das, anderen Menschen etwas vorspielen." Sie habe mit ihm Schluss gemacht, weil sie seine "Alkoholexzesse" nicht mehr aushielt: "Er war dann oft aggressiv, hat geschimpft." Beim Sex sei er allerdings nie gewalttätig geworden und habe auch keine Vorlieben in Richtung SM an den Tag gelegt, so die 20-Jährige.

Philipp K.: "Wir waren einfach happy"
Zuvor war erneut der Angeklagte zu Wort gekommen. Wenige Stunden, bevor Stefanie P. starb, habe er mit seiner Ex-Freundin die Möglichkeit besprochen, die Beziehung wieder aufzunehmen. "Wir haben überlegt, vielleicht starten wir wieder eine gemeinsame Zukunft. Wir waren einfach happy und haben uns super verstanden. Ich war total glücklich", gab der 23-Jährige zu Protokoll.

Er denke seit neun Monaten jeden Abend darüber nach, wie Steffi ums Leben gekommen sein könnte. Seine Schlussfolgerung: Sie müsse, während er infolge erheblichen Alkoholgenusses auf der Couch eingeschlafen sei, jemanden in die Wohnung gelassen haben. "Ich kann es mir nur so erklären, dass Steffi den einen oder anderen reingelassen hat. Wenn die Steffi nur ein bissl was getrunken hat, ist sie leider so, dass sie sehr schnell jemandem vertraut", sagte Philipp K.

Die 21-Jährige habe, als sie kurz aus der Wohnung und Bier holen ging, jemanden getroffen und "raufgeholt, weil ich weggetrickert bin", konkretisierte der Angeklagte seine Vermutung. "Vielleicht wollte dieser Mann mit ihr schlafen und ist ausgezuckt, weil sie nicht wollte." Philipp K. zeigte sich in diesem Zusammenhang überzeugt, dass auch sein älterer Freund Oliver D., den er zu sich eingeladen gehabt hatte, zu diesem Zeitpunkt in der Wohnung und "dabei" war.

"... und ihre Arme lagen daneben"
Nachdem Stefanie P. von fremder Hand zu Tod gebracht und zerteilt worden war, hätten der bzw. die Unbekannten beschlossen, ihm dieses Verbrechen in die Schuhe zu schieben, mutmaßte der Angeklagte weiter. Nur deshalb habe man ihn im Schlaf nicht umgebracht. Beim Aufwachen im Morgengrauen habe er dann Steffis sterbliche Überreste vorgefunden: "Ihr Kopf lag näher zum Bett, ihre Beine lagen in der Richtung der Couch und ihre Arme lagen daneben." Er wisse nicht mehr, "in welcher Reihenfolge ich zusammengeräumt habe. Die Situation war so irreal, dass ich kein Zeitgefühl gehabt habe", sagte Philipp K.

Er habe aus Furcht, fälschlicherweise für den Mörder gehalten zu werden, die sterblichen Überreste beseitigt, den Boden aufgewaschen, die Möbel zurechtgerückt und die blutigen Messer in den Geschirrspüler gegeben und so die Spuren des angeblich von fremder Hand begangenen Verbrechens verwischen wollen. Beim Billa ums Eck kaufte Philipp K. sogar Klebeband nach, weil die Rolle, die er hatte, praktisch aufgebracht war, da mit dieser Stefanie P. offenbar gefesselt worden sei: "Ich wollte einfach wieder einen Normalzustand zu Hause erreichen. Dazu gehört auch, dass ich die Dinge kaufe, die nicht mehr zu Hause sind."

Keine Antwort wusste der Angeklagte auf ein Zitat aus dem Protokoll der Tatrekonstruktion in seiner Wohnung in Wien-Hietzing. Dabei sollte er die Matratze auf dem gemeinsamen Bett so hinlegen, wie in der Nacht des Verbrechens. Und ohne dass er dazu gefragt worden wäre, sagte Philipp K. plötzlich: "Ich dachte in der Situation nicht, dass Steffi stirbt."

"Störgeräusche" zum Auftakt
Eine resolute Zuseherin, die partout nicht den Verhandlungssaal verlassen wollte, und Baulärm hatten am Vormittag für ordentliche "Störgeräusche" gesorgt. Drei Justizwachebeamte beförderten die Zuseherin schließlich nach draußen, wobei die Frau im Abgang Drohungen in Richtung der Vorsitzenden ausstieß: "Ich prophezeie Ihnen, dass dies Ihre letzte Verhandlung sein wird." Vorerst nicht beseitigen ließen sich im Gegensatz dazu lautstarke Bohrgeräusche, die knapp vor 11 Uhr einsetzten. Im Grauen Haus finden derzeit Umbauarbeiten statt. Der Baulärm störte die Verhandlung derart nachhaltig, dass sie sogar unterbrochen werden musste.

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