Nur Mittelmaß

Warum Vorarlberg eine Innovationskultur braucht

Nachrichten
17.01.2022 19:10

Wie gut steht der Standort Vorarlberg tatsächlich da? Sucht man den Vergleich zu den Topregionen im grenznahen Ausland, dann ist das Ländle nur Mittelmaß - das ist kurz und knapp das Ergebnis einer Analyse, die am Montag von der Industriellenvereinigung beim traditionellen Neujahrsempfang vorgestellt wurde.

„Wir messen uns gerne mit den anderen Bundesländern, denn da stehen wir sehr gut da. Wichtiger für uns als Industrieland ist aber der Vergleich mit unseren starken Nachbarn in der direkten Umgebung. Da schneiden wir teilweise auch gut ab, in vielen Bereichen haben wir aber großen Aufholbedarf“, sprach Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung, beim Neujahrsempfang, der pandemiebedingt nur virtuell abgehalten wurde, Klartext. In der Tat gibt der Vergleich mit dem Kanton St. Gallen, Liechtenstein sowie den deutschen Regierungsbezirken Tübingen, Stuttgart und Oberbayern nur wenig Anlass zum Jubeln, Vorarlberg ist nicht von ungefähr unter diesen Regionen die wirtschaftlich leistungsschwächste.

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Im Vergleich mit unseren starken Nachbarregionen haben wir teils großen Aufholbedarf. Vor allem gilt es, das Umfeld für Innovationen zu verbessern.

Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung Vorarlberg

Sucht man nach den Ursachen dafür, sticht einem rasch ein Indikator ins Auge, bei dem das Ländle Welten hinten den Topregionen liegt - nämlich die Ausgaben der öffentlichen Hand für Forschung und Entwicklung. Nur 1,8 Prozent des BIPs werden hier in Forschung und Entwicklung investiert - bei unseren Nachbarn liegt dieser Wert teils um ein Mehrfaches höher. Dementsprechend niedrig ist auch die Anzahl der Studierenden - nur 5,29 von 1000 Vorarlbergern streben nach einem akademischen Abschluss, in Liechtenstein sind es fast acht Mal so viele. Das geht natürlich zu Lasten der Innovationsfähigkeit des Standorts. Zwar sei Vorarlberg in Sachen Patentanmeldungen durchaus konkurrenzfähig, dies läge aber vor allem an der Innovationskraft der Unternehmen selbst, so Ohneberg. Damit das gesamte Potenzial zur Entfaltung kommen könne, sei vor allem das Land gefordert: „Die öffentliche Hand kann nicht selbst für Innovationen sorgen, aber sie kann die Rahmenbedingungen dafür schaffen.“

Wie schafft man eine Innovationskultur?
Für Ohneberg ist klar: Will Vorarlberg die Chancen des gigantischen Transformationsprozesses, der längst die gesamte Weltwirtschaft erfasst hat, nutzen, muss es zum Innovationsland werden. Voraussetzung dafür sei, ein Bewusstsein für die Schwachstellen zu schaffen. Die IV wird daher ein sogenannten „Benchmarking Dashboard“ ins Leben rufen, über welches Daten zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben in Vorarlberg gesammelt und in Relation zu den Topregionen gestellt werden. Weiters soll ein sogenannter „Education Tower“ das Fehlen einer Universität kompensieren. In diesem könnten Spitzenunis Außenstellen einrichten, was das Ausbildungsangebot erheblich bereichern würde. Der Status quo ist ernüchternd: Nur 22 von österreichweit 1700 Studiengängen werden derzeit im Land angeboten.

Große Chancen sieht man bei der IV auch im Ausbau kooperativer Modelle. Zu diesem Zweck wird in Bälde die Initiative „Innovate V“ an den Start gehen. Über die neue Plattform soll der Austausch unter den Unternehmen gefördert werden, im besten Fall könnten sich daraus Kooperationen ergeben. Ergänzt werden soll dieses Angebot durch einen „Best Practice Hub“, mittels welchem Ideen aus der ganzen Welt gesammelt und analysiert werden könnten.

Und nicht zuletzt müsse Vorarlberg offener gegenüber Menschen werden, die zugewandert seien, so Ohneberg: „40 Prozent aller Topkräfte aus dem Ausland brechen innerhalb von nur zwei Jahren ihre Zelte bei uns wieder ab - sie fühlen sich einfach nicht wohl.“ Sein Lösungsvorschlag: Ein sogenanntes „Expat Service“, das Neuankömmlingen die Integration erleichtern soll.

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