Freigelassen

Justiz-Farce um Mordverdächtigen Sandro H.

Kärnten
29.04.2011 11:19
Nach der Freilassung des 42-jährigen Villachers Sandro H., der verdächtigt wurde, in Paraguay ein deutsches Ehepaar erschossen zu haben, werden immer skurrilere Details bekannt. Wie die "Krone" erfuhr, hat die Staatsanwaltschaft in Paraguay nun, sechs Wochen nach der Freilassung, auch das Verfahren gegen den ehemaligen Bordellbetreiber "aus Mangel an Beweisen" eingestellt. Dennoch sucht die österreichische Justiz per internationalem Haftbefehl nach dem Kärntner. Er ist inzwischen untergetaucht.

Während die österreichische Justiz den Gefängnisausbrecher auch wegen Auftrags zur Brandstiftung und Mordverdachts sucht, setzten die Behörden in Paraguay den Verdächtigen einfach auf freien Fuß. In seinem Zufluchtsland war der Ex-Rotlichtboss zunächst wegen Verdachts des zweifachen Mordes eingesperrt worden.

Beweise gegen Sandro H. nicht ausreichend
Und es wird noch seltsamer: "Dem Antrag auf einstweilige Einstellung des Verfahrens wurde nun stattgegeben, weil die Beweise nicht als ausreichend angesehen wurden", ließ die Staatsanwaltschaft in Paraguay jetzt das österreichische Außenministerium offiziell wissen. "Wenn es neue Beweise gibt, kann das Verfahren aber weitergeführt werden", zitiert Außenministeriums-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal die eingelangte Mitteilung.

Der Villacher ist allerdings mittlerweile untergetaucht. Auch sein Profil auf einer Internetplattform, auf der er in selbstsicherer Pose über seine Jäger zu lachen schien, wurde gelöscht.

Internationaler Haftbefehl
Die Ermittlungen gegen den Kärntner, für den die Unschuldsvermutung gilt, gehen indes weiter. Er wird inzwischen auch per internationalem Haftbefehl gesucht. Auf diplomatischer Ebene wurde über das Außenministerium ein Auslieferungsantrag an Paraguay gestellt. Ob sich der 42-Jährige aber nach wie vor dort aufhält, ist unklar.

Was bisher geschah
Der Villacher war im Juni 2008 am Klagenfurter Landesgericht zu 30 Monaten unbedingter Haft verurteilt worden. Er war von einem Bordellbetreiber beauftragt worden, einen Konkurrenten durch Schüsse und Schläge mit einem Nagelbrett "fertigzumachen". Die Sache flog aber vorzeitig auf, die Auftragstäter wurden verhaftet und vor Gericht gestellt. Bei einem Freigang flüchtete der Mann und setzte sich nach Paraguay ab. Dort soll er ein deutsches Ehepaar erschossen haben. Sein Name wird auch in Zusammenhang mit dem Verschwinden seiner Ex-Freundin im Jahr 2006 genannt.

Im Februar wurde ein Komplize des Villachers ausgeforscht. Dieser soll im November 2006 einen Brandanschlag auf das Haus des Ex-Bordellbetreibers verübt haben. Der 42-Jährige soll die Brandstiftung in Auftrag gegeben - möglicherweise um Beiweismaterial zu vernichten - und die Versicherungssumme von 320.000 Euro bekommen haben.

von Thomas Leitner (Kärntner Krone) und kaerntnerkrone.at
Linkes Bild: Gefängnis in Paraguay, aus dem Sandro H. freigelassen wurde

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