Thomas Zajac:

„Ich bin der Letzte, der ihn lebend gesehen hat“

Sport-Mix
27.12.2021 09:52

„Von Weitem habe ich mir noch nicht viel gedacht. Als ich näher gekommen bin, habe ich dann aber gesehen, was passiert ist", schildert Segler Thomas Zajac die dramatischen Momente, die der Olympia-Bronzene von Rio einige Tage vor Weihnachten als Trainer in Indien miterleben musste. „Ich bin der Letzte, der ihn lebend gesehen hat“ - sagte er nach dem Tod seines Kollegen.

Der Vorschoter eines 49er-Boots war auf dem Wasser mit dem Hals gegen den Rumpf gekracht. „Er hatte keine Atmung und keinen Puls, ich habe geholfen, ihn zu stabilisieren. Das Rettungsboot war dann sofort da, und die haben ihn reingebracht. Ich habe einstweilen den ebenfalls verletzten Steuermann versorgt und dann das Boot in den Hafen gebracht.“ Der inzwischen ins Krankenhaus gebrachte 25-jährige Inder hatte jedoch keine Chance mehr. Im Koma liegend und nur von Maschinen am Leben gehalten, mussten die Ärzte zwei Tage vor dem Heiligen Abend den Kampf aufgeben und ihn für tot erklären. „Ich bin also mit der Letzte, der ihn lebend gesehen hat. Für mich ist es mittlerweile der dritte Todesfall, den ich im Segelsport miterleben muss. Es zeigt einfach wieder, dass wir täglich mit den Elementen arbeiten und ihnen am Ende auch ausgeliefert sind“, so Zajac.

Chauffeur und Nanny
Dessen Aufenthalt als Trainer für die Armee in Indien sonst sehr angenehm begonnen hatte: „Anna und ich sind mit unserer Tochter Liora hier wunderbar untergebracht worden. Es fehlt uns an nichts. Ich werde jeden Tag von einem Chauffeur abgeholt und zum Hafen gebracht. Wir haben auch eine Nanny, dadurch hat Anna auch Zeit, an ihrem Architektur-Studium weiterzuarbeiten.“

Im hinduistisch geprägten Subkontinent hat das christliche Weihnachtsfest allerdings keinen Stellenwert: „Das gibt es hier nicht, der 24. Dezember ist ein normaler Arbeitstag.“ Auch für den Coach aus Österreich, der die indischen Nacra17-Athleten auf die Asia Games vorbereitet. Dort will man um eine Medaille mitsegeln.

Felix Cerny, Kronen Zeitung

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(Bild: KMM)



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