Eyjafjalla-Studie

Forscher: Island-Aschewolke war doch gefährlich

Wissenschaft
26.04.2011 10:26
Ist es wirklich erforderlich gewesen, nach Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im April vergangenen Jahres den Luftraum über Europa zu sperren? Ja, bestätigt bzw. behauptet jetzt eine gemeinsame Studie der Universität von Island und der Universität von Kopenhagen: Die Aschepartikel waren so hart und extrem scharfkantig, dass sie Flugzeuge durchaus hätten schädigen können.

Beim Ausbruch des Vulkans am 14. April 2010 hatte Gletschereis das aufsteigende Magma blitzschnell abgekühlt und es in kleinste Partikel zerrissen, woraufhin Eyjafjallajökull eine riesige Aschewolke mehrere Kilometer hoch in die Luft geschleudert hatte.

Die Aschepartikel, die das Team um Sigurdur Gislason (Universität von Island) analysiert hat, waren "hart genug, um ein Pilotenfenster undurchsichtig werden zu lassen", wenn sie darauf aufschlagen, schreiben die Forscher im Journal "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften (kurz: PNAS). Die ungewöhnlich scharfen Kanten der Teilchen seien auch dann nicht merklich runder geworden, wenn die Asche zwei Wochen lang ununterbrochen in Wasser gerührt wurde. Daher hätten auch Nebel und Regen die Partikel nicht abgestumpft und mit der Zeit weniger gefährlich gemacht.

Im Labor seien die Aschepartikel, die ein Größenspektrum von mehreren Nanometern bis unter einen Milimeter abdeckten, bereits bei unter 1.150 Grad Celsius flüssig geworden, "also würden sie auch leicht im Motor eines Düsenflugzeugs schmelzen, der Temperaturen von 1.500 bis 2.000 Grad erreicht". Geschmolzene Ascheteilchen können sich anschließend auf den kühleren Turbinenschaufeln ablagern und so allmählich die Triebwerke der Maschinen zerstören: "Daher waren die Bedenken um den Lufttransport berechtigt."

Asche war zuerst fein und scharf, dann grobkörnig
Dass zwischendurch - auch von Wissenschaftlern - behauptet worden war, die Aschepartikel seien ungefährlich, erklärt das Forscherteam mit der unterschiedlichen Beschaffenheit der ausgestoßenen Vulkanasche im Verlauf des Ausbruchs. Nachdem das Magma nicht mehr von Gletscherwasser abgeschreckt wurde, änderte sich die Gestalt der Aschepartikel, fanden die Wissenschaftler heraus: Gleich zu Beginn des Ausbruchs sei die Asche grau und ungewöhnlich feinkörnig gewesen: "weich und pudrig, mit der Konsistenz von Mehl", aber eben mit besagten scharfen Kanten.

Zwei Wochen später hatte der Vulkan hingegen Asche ausgespuckt, die für Vulkanausbrüche typisch sei, schwarz und grobkörnig wie "trockener Sand", heißt es in "PNAS". Die Forscher hatten als einzige Wissenschaftler auch frische Vulkanasche von unmittelbar nach dem Ausbruch gesammelt und in ihren Labors analysiert.

Gefahr für Menschen nur in der Nähe des Vulkans
In ihrer Studie begutachteten die Forscher auch die Auswirkungen der Aschewolke auf den menschlichen Organismus. Wenigstens ein Fünftel der Vulkanaschepartikel, die zu Beginn der Eruption ausgestoßen wurden, sei gefährlich für die Lungen von Menschen und Tieren in der Nähe des Vulkans gewesen. Denn geraten die Fremdkörper in die Lunge, setzen sie sich dort fest und lösen Husten, Luftnot und Lungenvernarbungen aus.

Als die Wolke den europäischen Kontinent erreichte, sei die Vulkanasche aber schon so verdünnt gewesen, dass dort keine Gefahr für die Gesundheit der Menschen bestanden habe.

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