Altkanzler als Vater

Baby, US-Job: Das neue Leben des Sebastian Kurz

Adabei
25.12.2021 06:00

Einen Monat nach der Geburt von Baby Konstantin Sebastian Kurz hat Sebastian Kurz (35) sein Leben neu geordnet: Im Februar tritt er einen Managerjob im Silicon Valley an.

Donnerstag, 2. Dezember, 11.30 Uhr. Sebastian Kurz tritt in einem überraschend einberufenen Presse-Statement von all seinen Ämtern zurück. Dunkler Anzug, türkise Krawatte, feste Stimme. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, subsumiert er in den folgenden 17 Minuten, aber es sei trotzdem so, „dass ich keine Schwermut empfinde. Denn ich bin extrem dankbar für alles, was ich in den letzten zehn Jahren erleben durfte.“

Er habe zunehmend das Gefühl gehabt, gejagt zu werden: „Vor ein paar Tagen habe ich dann erlebt, dass die Geburt des eigenen Kindes noch einmal alles andere toppt.“ Und während er sein Manuskript zusammenrollt, setzt er nach: „Ich werde jetzt aufbrechen und meinen Sohn und meine Freundin aus dem Spital abholen, vielen Dank.“

Keine Tränen, wie sonst oft üblich bei solchen Anlässen.

Zehn Jahre in der Regierung, jüngster Staatssekretär, jüngster Außenminister, jüngster Kanzler. Zwei gewonnene Nationalratswahlen, Treffen mit Putin, Trump; Merkel und die EU geärgert. Österreich international wieder sichtbar gemacht. Alles mit einem Schlag wie vergessen und vorbei. Dafür spricht man über Chats. So ist die Politik, so ist das Leben.

Drei Wochen später spaziert er seelenruhig mit Langzeit-Lebensgefährtin Susanne Thier (35) und Kinderwagen in Schönbrunn durchs Bild. Sichtlich entspannt, in Jeans und Anorak. Susanne schiebt den Kinderwagen. Eigentlich dachte Kurz, als Kanzler keinen Papamonat nehmen zu können, jetzt hat er ihn. Er wird erkannt, angesprochen, plaudert locker und gestattet gemeinsame Fotos. Derweil demonstrieren in der Innenstadt seine Kritiker schon gegen die Nachfolger.

Freund der Familie: „Süßes, ruhiges und ausgeglichenes Baby“
Der kleine Kurz, der nun auch bereits so heißt – nämlich: Konstantin Sebastian Kurz – ist nun genau einen Monat alt. Er kam am 27. November zwei Wochen vor dem eigentlich errechneten Termin zur Welt. Der Jungpapa war bei der Geburt dabei. „Ein süßes, ruhiges und ausgeglichenes Baby. Die ganze Familie ist total happy“, schildert ein Freund: „In der Vorwoche musste Susanne zwar noch einmal wegen eines kleinen gesundheitlichen Problems ins Spital, aber jetzt ist alles bestens und Sebastian voll im Stress.“ Im Stress? Den Freund ans Telefon zu kriegen sei nun noch schwieriger als zuvor, schildert der Kumpan amüsiert: „Wenn Sebastian als Regierungschef immer geglaubt hat, er sei fremdbestimmt – jetzt ist er es wirklich!“

Wer Kurz dennoch ans Telefon kriegt, erlebt einen prächtig gelaunten Altkanzler, lachend und in Plauderlaune. Interviews gibt er keine. Er empfinde tatsächlich keine Wehmut oder Schwere, wie Freunde berichten. Sein Büro war schnell geräumt. Nur sein kleines Kreuz, das in jedem seiner Büros bislang an der Wand hing, nahm er wieder mit. Das historische Kreisky-Zimmer hat längst der Nach-Nachfolger bezogen – Freund Karl Nehammer (49). Er soll laut ÖVP-Kreisen von Kurz persönlich am Tag davor bei einem Treffen in Nehammers Wohnung über die Entscheidung informiert worden sein.

Die Integration in den Alltag ohne Sekretäre ist ihm leicht geglückt – im Gegensatz zu so manchem seiner Vorgänger, die oft schilderten, ohne Betreuerstab anfangs mit Mails, elektronischen Terminplänen oder dem Online-Banking am Rande der Überforderung gewesen zu sein.

Babybrabbeln statt Mediengetöse
In der Vorwoche sorgte der Revisionsbericht des Finanzministeriums kurz für vorweihnachtliche Unruhe. Medial - nicht aber bei Kurz, der sich in seiner Wohnung in Meidling derzeit heimische Medienabstinenz verordnet hat und maximal internationale Zeitungen am iPad liest. Explizit keine Vorwürfe erhebt der Bericht laut dem Chef der Finanzprokuratur Wolfgang Peschorn gegen Susanne Thier, die Freundin von Sebastian Kurz, die bekanntlich bis vor ihrer Karenz in der riesigen Kommunikationsabteilung des BMF tätig war.

Ob dieses Damoklesschwert der Justiz ihn nicht belaste, fragen ihn auch Freunde immer wieder und bekommen dieselbe Antwort wie Journalisten: „Nein! Wieso? Ich weiß ja, was ich getan habe und was nicht.“ Schlaflose Nächte bereitet ihm höchstens manchmal das Baby. „Ich freue mich schon auf den Tag, wenn ich meine Unschuld beweisen kann“, wiederholt er. Das kann freilich Jahre dauern, wie man an anderen Fällen sieht. Bis dahin hat der Junior vielleicht schon die Matura.

Der Jungvater blickt derzeit nur nach vorn. Neben der Familie hat er sich in den letzten Wochen um eine ordnungsgemäße Übergabe sämtlicher Agenden gekümmert. Und um seine eigene Zukunft. Anfang Februar wird er nämlich bereits seinen neuen Job antreten. In einem global tätigen Unternehmen im Silicon Valley. Der Vertrag ist unterschrieben, das Engagement soll demnächst publik werden.

Künftig wird der Ex-Kanzler ein klassisches Managerleben zwischen San Francisco, Wien, Deutschland und der Schweiz führen. Susanne und Sebastian jun. werden ihn teilweise begleiten. Nebenbei dürfte er noch internationale Aufsichtsrat-Funktionen annehmen. Eine Rückkehr in die Politik schließt er aus, wie auch enge Wegbegleiter felsenfest versichern. Schon bei seinen Antrittsinterviews kündigte er ja immer an: „Zehn Jahre in der Politik sind genug.“ Nun hält er Wort.

Und noch einen weiteren bedeutenden Schritt wird Kurz 2022 wagen: den ins Eheleben. Gerüchten zufolge soll er kommenden Sommer seine Susanne nach über 16 Jahren endlich heiraten. In Österreich übrigens.

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(Bild: kmm)



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