"Eine Schande"

Anstatt in der Tonne landet Müll in Graz oft auf der Straße

Steiermark
19.04.2011 09:50
"Es ist eine Schande, wie zugemüllt die Stadt ist!", ärgerte sich der Grazer Gemeinderat Kurt Hohensinner (ÖVP) kürzlich. Und sprach damit aus, was viele denken. Doch wer trägt Schuld daran? Die Stadt? Oder müssen sich die Grazer selbst bei der Nase nehmen?

Tschickstummel, Flugblätter, Tetrapacks - manche Straßen versinken geradezu im Dreck. Weil, wie viele meinen, die Straßen zu selten gereinigt werden? "In Graz gibt es 900 Kilometer Straßen. Nur in der Innenstadt wird täglich gekehrt. Und große Straßen kommen häufiger dran als Nebengassen", räumt Gerald Pichler von der Holding Graz ein.

Kommt die Müllabfuhr zu selten?
Andere wiederum sagen, übergehende Müllinseln seien das Grundübel. Der Vorwurf: Die Müllabfuhr komme zu selten. "Papier und Restmüll werden von der AEVG einmal wöchentlich, Glas alle 14 Tage entleert", erklärt Gerald Pichler. Für den Rest seien private Entsorgungsunternehmen zuständig. Wie oft sie die Container entleeren? Die A.S.A. (Plastik) kommt einmal in der Woche, Frikus (Metall) alle drei Wochen. Ob das reicht? Außerdem wird kritisiert, dass es auf den Straßen zu wenige Mülleimer gebe. Pichler widerspricht: "Verglichen mit anderen Städten stehen in Graz sogar viele!"

Wien führte "Müll-Sheriffs" ein
Kritik an der Stadt ist das eine; dass Müll oftmals statt in den vorgesehenen Behältern auf der Straße landet, das andere. Man muss auch die Verursacher in die Pflicht nehmen. Laut "Straßenreinhalteverordnung" ist "das Verunreinigen von Straßen (...) verboten", Geldstrafen bis zu 218 Euro blühen! Nur: Wo kein Kläger, da kein Richter. In Wien wurden daher "Müll-Sheriffs" eingeführt. Mit dem Ergebnis, dass die Bundeshauptstadt sauberer wurde.

Dass tatsächlich Handlungsbedarf besteht, weiß auch der für Abfallwirtschaft zuständige Landesrat Johann Seitinger: "15 Millionen Euro Schaden jährlich - da reicht Bewusstseinsbildung alleine leider nicht mehr aus. Anscheinend geht's nur mit Sanktionen." Konkret will der ÖVP-Politiker einen Initiativantrag zur Installierung eines Reinhaltegesetzes einbringen.

Daten und Fakten

  • In Wien sorgen seit 2008 sogenannte "Waste Watcher" für Ordnung. Diese Truppe ist befugt, abzumahnen und Organstrafen zu verhängen. Bei schweren Verschmutzungen kann es auch Anzeigen und Strafen bis zu 1000 Euro geben.
  • Laut der Stadt Wien haben sich die "Müll-Sheriffs" bewährt: So verzeichnete man 2010 beim illegal abgelagerten Sperrmüll ein Minus von immerhin 15 Prozent.
  • 100 Mann, 14 Waschwägen - ein weiterer soll laut Holding Graz demnächst angeschafft werden - und 19 Kehrmaschinen stehen im Einsatz. Die Holding Graz sammelt jährlich knapp 1.500 Tonnen (!) Abfälle, die auf der Straße und in Parks unachtsam weggeworfen werden. Die Kosten dafür belaufen sich auf rund 265.000 Euro.
  • Bis ein ausgespuckter Kaugummi oder ein Zigarettenstummel verrottet, dauert es fünf Jahre. Plastikflaschen brauchen dafür 300 Jahre! Scherben, Dosen und Spritzen bergen eine Verletzungsgefahr - vor allem für Kinder.

von Ernst Grabenwarter, "Steirerkrone"

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