"Krone"-Interview

LR Buchmann ortet Ausbildungs-Problem im Land

Steiermark
16.04.2011 10:05
Wie schaut die neue Wirtschaftsstrategie aus, wie wirken sich die doch massiven Einschnitte im Budget aus? Wie stellt man - Beispiel Pharmariese Roche - die Ansiedelungspolitik auf neue Beine? Und wie löst man den offensichtlichen Mangel an Fachpersonal - diesen Fragen stellt sich Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann im "Krone"-Gespräch mit Gerhard Felbinger.

"Krone": Wozu benötigt ein erfolgreicher Standort wie die Steiermark überhaupt noch eine spezielle Strategie?
Christian Buchmann: Wir fördern Unternehmen nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern haben dafür Kriterien entwickelt. Das Wichtigste ist Innovation, weil neue Produkte für Wachstum sorgen und nur so neue Arbeitsplätze entstehen können. Das wollen wir für die Zukunft.

"Krone": Ein bisserl konkreter bitte, was kann sich der vielzitierte "kleine Mann" denn darunter vorstellen?
Buchmann: Wir setzen Schwerpunkte. Diese werden für die Steiermark 2020 Mobilität, Umwelt- und die Humantechnologien sein. Das sind die Bereiche mit dem größten Wachstum, wir stärken die Stärken der Steiermark. Die aktuellen Ereignisse zeigen, dass wir überall am Puls der Zeit sind. In der Mobilität setzen die Leitunternehmen auf e-mobility, Fukushima wird die noch bessere Verwertung alternativer Energien massiv beschleunigen und in der Humantechnologie ist Roche ein Rückschlag, die erfolgreiche Entwicklung lässt sich aber nicht aufhalten. Ich freue mich, dass diese Strategie breit getragen wird. Von den Sozialpartnern im Wirtschaftsförderungsbeirat und von der Landesregierung.

"Krone": Und die Unesco "City of Design"? Sie waren immer Förderer der Kreativwirtschaft. Findet die in der neuen Strategie keinen Platz mehr?
Buchmann: Ganz im Gegenteil, die Kreativwirtschaft ist eine Querschnittsmaterie - sie findet in allen Bereichen statt. Gutes Design, kreative Lösungen sind überall gefragt und sind für neue Produkte unerlässlich.

"Krone": Magna greift zu originellen Methoden - bringt ein Mitarbeiter einen gut ausgebildeten Kollegen ins Unternehmen, gibt's 500 Euro Bonus -, um Facharbeiter zu finden, haben wir in der Steiermark ein Personalproblem?
Buchmann: Die Steiermark ist sehr technologieorientiert. Industriebetriebe und viele kleine und mittlere Anlagenbauer suchen ständig gut ausgebildete technische Fachkräfte - das war übrigens auch während der Krise so. In dieser Hinsicht haben wir aus meiner Sicht vor allem ein Ausbildungs-Problem. Das Wirtschaftsressort hat seit Jahren mit zusätzlichen Ausbildungen vor allem für junge Menschen, wie etwa der Green-Job-Initiative, entgegengesteuert.

"Krone": Wie schaut's mit dem Sparbudget bei der Wirtschaftsfürderung aus? Trifft es kleine und mittlere Unternehmen besonders stark?
Buchmann: Mein Ressort, die Förderungsgesellschaft, hat den Auftrag, strukturelle Reformen auch bei den Tochtergesellschaften, den Clustern und Netzwerken zu erarbeiten. Ich habe immer gesagt, dass die Unternehmen in der Krise gezeigt haben, wie sie mit Restrukturierungen umgehen. Die haben bewiesen, dass es möglich ist, rasch wieder durchzustarten. Deshalb muss die Wirtschaftsförderung auch mit weniger Budget auskommen. Die Veränderungen bei den Förderungsprogrammen werden in den nächsten Wochen erarbeitet, wenn Budget und Wirtschaftsstrategie vom Landtag beschlossen sind. Unser Fokus liegt auf den besonders innovativen Leitbetreiben und auf den vielen kleinen und mittelständischen Unternehmen, die die Nahversorgung der Steirerinnen und Steirer in jeder Hinsicht gewährleisten.

"Krone": Sie haben erwähnt, dass die Absiedelung von Roche ein herber Rückschlag für den Humantechnologiestandort Steiermark ist. Die Humantechnologie ist aber einer der drei Schwerpunkte Ihrer Strategie. Wie geht denn das zusammen?
Buchmann: Die Absiedelung von Roche war zweifellos ein Rückschlag für das Leitthema. Ich habe mich vom ersten Tag an persönlich stark engagiert eingebracht und vom Konzernchef, Dr. Severin Schwan, ein Zugeständnis erhalten. Im Juni werden gemeinsam mit dem Humantechnologie-Cluster zwei Delegationsreisen mit steirischen Unternehmen zu Roche-Konzernstandorten nach Deutschland und in die Schweiz geführt, um Kooperationsmöglichkeiten auszuloten. Ein erster Erfolg wurde dieser Tage verkündet: Die Firma Payer aus St. Bartholomä hat einen ersten großen Outsourcingauftrag von Roche erteilt bekommen, Teile der jetzigen Produktion werden nicht aus der Steiermark in die Schweiz verlagert, sondern direkt von Payer abgewickelt, die Mitarbeiter von Roche werden übernommen, weitere Jobs werden aufgebaut.

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