Neue Erkenntnis

Himmelsscheibe von Nebra “nur” 150 Jahre in Gebrauch

Wissenschaft
14.04.2011 14:54
Die Himmelsscheibe von Nebra (Bild), ein Jahrtausende alter Kalender, ist nach ihrer Entstehung in der Bronzezeit wahrscheinlich nur etwa 100 bis 150 Jahre genutzt worden. Bis dato hatten Wissenschaftler einen Umlauf von rund 400 Jahren angenommen. "Die Erkenntnis basiert auf neuen bergbauhistorischen Beobachtungen im Zusammenhang mit dem in der Bronzescheibe verwendeten Kupfer", sagte der deutsche Archäologe Harald Meller.

Das Kupfer, aus dem die Himmelsscheibe besteht, stammt laut Meller aus der Salzburger Region Mitterberg bei Bischofshofen. "Dort wurde frühestens vor etwa 3.750 bis 3.700 Jahren erstmals Kupfer abgebaut." Die Scheibe sei allerdings vor 3.600 Jahren vergraben worden, wodurch sich eine Nutzungsdauer von rund 100 bis 150 Jahren ergebe.

"Der Erbauer war ein Genie"
Die rund zwei Kilogramm schwere Himmelsscheibe mit Goldauflagen, die mehrfach verändert wurde, zeigt die älteste konkrete Sternenabbildung der Welt. Auf der fast kreisrunden Bronzescheibe mit einem Durchmesser von etwas über 30 Zentimetern sind ein Schiff, Sonne, Mond und 32 Sterne zu erkennen. "Der Erbauer war ein Genie, der auf die Scheibe den Code für einen kombinierten Sonnen- und Mondkalender aufbrachte", sagte Meller. Bereits kurze Zeit später gelangte die Scheibe in fremde Hände, sagte Meller. Die neuen Besitzer kannten die ursprüngliche Bedeutung nicht und veränderten deshalb das Bildprogramm der Scheibe nach ihren Vorstellungen.

Die bronzene Himmelscheibe hat unsere Ansichten über die Bronzezeit in Mitteleuropa revolutioniert. Dachten die Experten zuvor, dass in der Bronzezeit in unseren Breiten nur eine schriftlose, also relativ primitive Kultur herrschte, beweist die Scheibe, dass die Menschen in unserem Raum vor etwa 3.600 Jahren zwar noch keine Schrift hatten, aber doch Kenntnisse über Sonnenlauf und Kalender - und dass sie dieses Wissen in Form einer Scheibe tradieren konnten.

1999 in Sachsen-Anhalt entdeckt
Zwei bereits verurteilte Grabräuber hatten die Himmelsscheibe zusammen mit anderen Bronzestücken 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra (Burgenlandkreis) in Sachsen-Anhalt entdeckt. Der Schatz wurde im Februar 2002 von der Polizei bei einer fingierten Verkaufsaktion in der Schweiz sichergestellt und ist jetzt in der Dauerausstellung des Landesmuseums im deutschen Halle zu sehen.

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