Die Forscher vermuten, dass die Richter nach einer Reihe von Urteilssprüchen "entscheidungsmüde" werden und dann nur noch den Status quo erhalten - in diesem Fall also den Bewährungsantrag ablehnen und den Straftäter in Haft belassen.
Über 1.100 Urteile analysiert
Ein Team um Shai Danziger von der Ben Gurion University of the Negev (Israel) analysierte mehr als 1.100 richterliche Entscheidungen, zum größten Teil über Bewährungsanträge von Strafgefangenen. Die Forscher prüften dabei, ob Ablehnung oder Gewährung der Anträge mit der Tageszeit, beziehungsweise den zwei Essenspausen der Richter, im Zusammenhang stehen. Die Richter hatten an jedem Verhandlungstag jeweils eine gut halbstündige Frühstückspause und eine knapp einstündige Mittagspause, ihr Arbeitstag wurde dadurch in drei Abschnitte unterteil.
Tatsächlich nahm die Anzahl der positiven Urteile nun innerhalb jeder der drei Tagesabschnitte kontinuierlich ab, von rund 65 Prozent am Anfang auf fast null gegen Ende. Nach jeder Pause schnellte die Anzahl positiver Richtersprüche wieder auf rund 65 Prozent.
Viele Entscheidungen machen mental müde
Bereits aus früheren Studien sei bekannt, dass Menschen mental ermüden, wenn sie hintereinander viele Entscheidungen treffen müssen, erläutern die Forscher. Sie neigten dann dazu, die noch nötigen Entscheidungen zu vereinfachen, indem sie einfach den bestehenden Zustand akzeptieren und belassen.
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