„Ich habe ihm nur eine gegeben“, hatte sich die Frau beim Prozessauftakt Anfang Mai verteidigt. Der Bekannte hatte sie am 11. November 2020 um eine Compensan-Tablette gebeten, nachdem er mit Kokain und Whiskey in ihrer Wohnung auftauchte. Das Drogen-Ersatzmittel hatte sie aufgrund ihrer eigenen Suchterkrankung verschrieben bekommen. Nach einer berauschten Nacht starb der 29-Jährige an einer Überdosis – die 25-Jährige hatte noch vergeblich die Rettung gerufen.
Opfer zerkaute Pille für schnellere Wirkung
Nun, am Mittwoch, sechs Monate und ein Gutachten später, setzte die Richterin den Prozess im Landesgericht fort. Laut dem Sachverständigen fanden sich im Körper neben der morphin-haltigen Ersatzdroge zwei weitere missbräuchlich verwendete Substanzen und Kokain. Zudem lag beim Opfer eine Suchtmittel-Gier vor, „Craving“ wie es in der Fachsprache heißt. Der 29-Jährige war „vertraut“ mit den Substanzen: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass er die Tablette zerkaut hat, um eine schnellere Wirkung zu erreichen“, so der Experte.
Freispruch bereits rechtskräftig
Letztlich hat das Opfer selbst entschieden, die Tablette zu nehmen: „Ein Freispruch im Hinblick auf die Eigenverantwortlichkeit“, begründete die Richterin, während sich die Angeklagte und ihre Angehörigen sichtlich erleichtert zeigten. Und die Richterin betonte zur jungen Frau: „Geben Sie nichts mehr weiter. Sie müssen mit dem Passierten weiterleben.“
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