Enorme Schuldenlast

Moody’s: “Portugal wird Finanzhilfe annehmen müssen”

Ausland
05.04.2011 17:10
Die internationalen Kapitalmärkte und die eigenen Banken zweifeln immer stärker an der Finanzkraft des hoch verschuldeten Portugal. Nach Standard & Poor's und Fitch verpasste auch die dritte große Ratingagentur Moody's dem Land wegen seiner Schuldenprobleme eine schlechtere Bonitätsnote. Die künftige Regierung werde wohl dringend auf Hilfen der Europäischen Union zurückgreifen müssen, erklärte Moody's am Dienstag.

Die größten Banken des Landes drängten die Regierung in Lissabon einem Medienbericht zufolge dazu, noch vor der Wahl am 5. Juni internationale Finanzhilfen zu beantragen. Die Banken hätten damit gedroht, keine weiteren Staatsanleihen zu übernehmen. Ein solcher Käuferstreik würde die ohnehin problematische Refinanzierung des Staates fast unmöglich machen.

Die Chefs der Banco Espirito Santo, der Millennium bcp und der Banco BPI hätten mit dem Chef der portugiesischen Notenbank über ein staatliches Gesuch für kurzfristige Kredite gesprochen, berichtete die Zeitung "Jornal de Negocios". Zudem kündigten die Geldhäuser an, dass sie nicht mehr in der Lage seien, künftig noch portugiesische Staatsanleihen zu kaufen. Sprecher der beteiligten Institute und der Notenbank äußerten sich nicht dazu. Allerdings hatte der Chef von Millennium bcp, Carlos Santos Ferreira, es am Montagabend im Fernsehen als "unvermeidlich" bezeichnet, dass sich das Land um einen kurzfristigen Kredit von mindestens zehn Milliarden Euro bemühe.

EU-Finanzhilfe nur nach formalisiertem Verfahren möglich
Ein Sprecher der EU-Kommission betonte, dass es Gelder aus dem Rettungsfonds der Euro-Zone nur gebe, wenn Länder in einem formalisierten Verfahren danach fragten. In Finanzkreisen hieß es zudem, außerhalb dieses Programmes seien kurzfristige Sonderkredite nicht möglich.

An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass Portugal letztlich - wie schon Irland - unter den Euro-Rettungsschirm schlüpft, der nach den Hilfen für Griechenland aufgespannt wurde. Erschwert wird die Lage durch den Rücktritt der sozialistischen Minderheitsregierung von Jose Socrates, nachdem sie im Parlament keine Mehrheit für ein Sparpaket gefunden hatte. Socrates will aber auf keinen Fall um Hilfen bitten. "Ich bin dem Gedanken verpflichtet, Portugal vor Hilfen von außen zu verteidigen", bekräftigte der Chef der Übergangsregierung am Montagabend im TV-Sender RTP.

Moody's síeht Portugal gezwungen, Finanzhilfe anzunehmen
Moody's geht aber davon aus, dass die neue Staatsführung den Rettungsschirm anzapfen wird: "Die aktuellen Refinanzierungskosten der Regierung nähern sich einem Niveau, das untragbar ist - sogar kurzfristig." Die Note werde aber nur um eine Stufe auf Baa1 gesenkt. Das spiegle wider, dass die europäischen Staaten Portugal wohl Geld zur Verfügung stellen würden. Zugleich drohte die Ratingagentur weitere Herabstufungen an, die von der Fähigkeit der Regierung in Lissabon abhingen, frisches Geld aufzunehmen.

Moody's bewertet damit die Kreditwürdigkeit Portugals immer noch günstiger als S&P und Fitch. Die Finanzminister der Euro-Zone sprechen Kreisen zufolge bei ihrem Treffen Ende der Woche über die Möglichkeiten, Portugal auch unter der Übergangsregierung bei der Lösung seiner Schuldenprobleme zu helfen.

Die Zinsen für portugiesische Anleihen kletterten am Dienstag auf den höchsten Stand seit Einführung des Euro. Die Rendite für Zehn-Jahres-Papiere lag bei rund neun Prozent.

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