Rückgang bei Betrug

Weniger Missbrauch mit E-Card als mit Krankenschein

Österreich
04.04.2011 14:45
Bei der unter Digitalisierungsskeptikern weit verbreiteten Annahme, mit der E-Card passiere mehr Sozialbetrug als mit dem analogen Krankenschein, handelt es sich offenbar um ein Vorurteil - zumindest laut dem SPÖ-Nationalratsabgeordneten Johann Maier. Tatsächlich sei die Zahl der bekannt gewordenen Missbrauchsfälle "deutlich zurückgegangen", berichtete Maier am Montag bei einer Pressekonferenz.

Das Innenministerium kann für 2010 gerade einmal von vier Fällen berichten, in denen mit gestohlenen Karten Leistungen aus dem Gesundheitssystem erschlichen wurden, geht aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage Maiers hervor. In den beiden Jahren davor waren es jeweils sechs, so der Abgeordnete. Zudem wurden im Vorjahr neun Fälle bekannt (2009: sieben), in denen die Karte einer anderen Person zum Missbrauch übergeben wurde. Im Schnitt wurde dabei ein zwei- bis höchstens dreistelliger Schaden verursacht, so Maier. 

Aufklärung wäre teurer als Schaden
Von einer Verfolgung sieht der Hauptverband daher im Allgemeinen ab, wie aus einer weiteren Beantwortung, diesmal des Gesundheitsministeriums, hervorgeht: Denn der Aufwand, solche Fälle zu verfolgen, bis mit einem Gerichtsurteil der Schaden überhaupt wieder eingetrieben werden könne, würde den eigentlichen Schaden deutlich übersteigen. Dennoch gehen die Versicherungen einschlägigen Verdachtsmomenten nach.

Vonseiten des Gesundheitsministers Alois Stögers hieß es: "Der Missbrauch bei Inanspruchnahme von Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung wurde mit Einführung der e‐card im Vergleich zu der Zeit, in der der Krankenschein in Verwendung stand, jedenfalls erschwert. Absolute Sicherheit gibt es nicht. Zu hohe Sicherheitsanforderungen können zu Zugangsbeschränkungen werden. Der Aufwand für Kontrolle muss immer in Relation zu der damit zu erreichenden Schadensverhinderung gesehen werden."

Von 16,9 Millionen E-Cards gingen 1,6 Millionen verloren
Fleißige Arztbesucher sind die Österreicher aber allemal: Die knapp 8,7 Millionen E-Cards, die per Jahresende im Umlauf waren, wurden 2010 insgesamt 112 Millionen Mal gesteckt. Dabei wurde immerhin 1,7 Millionen Mal ein fehlender Versicherungsschutz gemeldet, was 0,6 Prozent aller Konsultationen entspricht. In drei Viertel dieser Fälle fehlte aber einfach ein Anspruch auf die entsprechende Leistung, weil beispielsweise die Zahl der Erstkonsultationen bereits ausgeschöpft oder innerhalb einer bestimmten Zeit die gleiche Leistung schon in Anspruch genommen worden war.

Insgesamt wurden seit dem Start der Plastikkarte 16,9 Millionen E-Cards ausgestellt, etwa jede zehnte davon wurde im Lauf der Zeit als verloren, gestohlen oder defekt gemeldet, wobei der Hauptverband darauf hinweist, dass bei Diebstahlsmeldungen in der Regel nicht die E-Card das Ziel war, sondern Geldbörsel oder Handtasche. 9,2 Millionen Karten waren Erstausgaben, der Rest war eine Neuausstellung, wegen Ablaufs (4,1 Millionen Karten) und Verlustes (1,6 Millionen), der Rest wegen Geburt, Zuzuges oder Änderung der Personaldaten.

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