"Des is a Sauerei!"

Chaos am Bahnhof Wien-Mitte nach Gleissperren

Österreich
25.03.2011 12:55
"Des is' a Sauerei!" Aussagen wie diese zählten noch zum Freundlicheren, was die beiden Mitarbeiter der ÖBB-Security am Freitagvormittag am Bahnsteig des Bahnhofs Wien-Mitte zu hören bekamen. Seit am Donnerstagnachmittag bei Bauarbeiten eine Decke beschädigt und deswegen mehrere Gleise gesperrt wurden, herrscht am Verkehrsknotenpunkt in Wien nämlich heilloses Chaos.

Eine vernünftige Kommunikation scheiterte teils schon alleine daran, dass man ÖBB-Mitarbeitern zwar Gilets mit der Aufschrift "ÖBB-Information" umgehängt, aber offensichtlich vergessen hatte, sie selbst mit ausreichend Nachrichten über den stark improvisierten Fahrplan zu versorgen.

So standen die Mitarbeiter etwa mit zwei Passagieren vor dem Monitor und versuchten, die Fahrgäste über Ankunfts- und Abfahrtszeiten bzw. -gleise auf dem Laufenden zu halten. Was nur zum Teil gelang: "Entschuldigen Sie bitte, wann fährt denn der nächste Zug Richtung Norden über Floridsdorf hinaus?", wollte eine ältere Dame wissen. "Das ist die S-Bahn nach Gänserndorf von Gleis 1. Ah halt, das haben sie gerade geändert, der fährt jetzt von Gleis 4", lautete eine typische Auskunft der bedauernswerten Securitys.

Selbst für regelmäßige ÖBB-Kunden war es so schwer, den Überblick zu bewahren: Züge in Richtung Norden fahren normalerweise am Bahnhof Wien-Mitte nie von Gleis 4 ab. Zusätzlich verkompliziert wurde die Situation dadurch, dass die Anzeigentafeln nicht mit dem tatsächlichen Verkehrsgeschehen übereinstimmten. So war für 10.37 Uhr ein Zug nach Floridsdorf auf Gleis 1 avisiert. Doch dann fuhr eine nicht angeschriebene Wiesel-Garnitur nach Meidling ein.

"Schlecht organisiertes Kasperltheater"
"I woa selber 40 Joahr bei der ÖBB, oba sowos hots bei mir net gebn", meinte ein etwas älterer Herr erbost. "Geh regt's eich net auf, des is jo a Kasperltheater", erwiderte ein anderer Fahrgast. "Das ist schlecht organisiert", meinte der Ex-ÖBB-Mitarbeiter später etwas ruhiger. "Sie fragen die Informanten, die sagen, der fährt nach Floridsdorf, dabei fährt der nach Meidling!"

Ein anderer Fahrgast dürfte in seinem Grimm noch weitergegangen sein: Am Bahnsteig habe er trotz Verbots geraucht, andere ÖBB-Kunden und zuletzt auch die Security-Mitarbeiter selbst attackiert, erzählte einer von diesen. Von Verbalinjurien ganz zu schweigen. Doch auch dieses Mütchen kühlte sich ab: "Brauchst di eh net fiachtn", meinte er etwas später zu einem der ÖBB-Informationsbeauftragten. "I beiß di eh net."

Deckenschalung bei Bauarbeiten beschädigt
Ereignet hatte sich der Zwischenfall, der das Chaos auslöste, bereits am früheren Donnerstagnachmittag. Bei Bauarbeiten am Überbau des Bahnhofes wurde eine Deckenschalung beschädigt, die daraufhin einzustürzen drohte. Der Zugverkehr wurde daraufhin nur mehr über Gleis 1 abgewickelt, Zugausfälle und Verspätungen von bis zu 20 Minuten waren die Folge.

Für Schnellbahnen wurde eine Wendemöglichkeit für die Züge aus dem Norden beim Praterstern und für jene aus dem Süden in Wien-Mitte eingeführt, hieß es von ÖBB-Sprecher Herbert Ofner am Freitag. Durchgehende Züge gibt es bei der S-Bahn nicht. Zwischen Wien-Mitte und Praterstern müssen Passagiere auf die Verkehrsmittel der Wiener Linien ausweichen. "Die Tickets gelten auch dort", sagte Ofner.

Für den CAT wurde am Donnerstag ein Schienenersatzverkehr mittels ÖBB-Bussen eingerichtet, seit Freitag früh verkehrt der City Airport Train aber wieder zwischen dem Bahnhof und dem Flughafen - er fährt allerdings von Bahnsteig 2 ab. Der City Check-in blieb laut Website des CAT vorerst geschlossen, Tickets können aber ohne Aufschlag online oder im Zug gekauft werden.

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