Viele der slowakischen Bettler kommen schon seit zehn Jahren und mehr nach Graz. Einer erzählt: "Ich habe eine vierköpfige Familie, im Monat bekommen wir jetzt 350 Euro Sozialhilfe, früher war es noch weniger. Aber das reicht nicht zum Leben. Arbeit gibt es keine."
Rund 20 Euro "verdient" ein Bettler am Tag - im Winter. Im Sommer sind es rund fünf Euro, weil das Mitleid geringer ist.
"Rücksicht auf Tourismus- und Kulturstadt"
Schon vor einigen Jahren hat Pucher "seine" Bettler gebeten, nicht in der Innenstadt zu betteln. Diesem Wunsch sind die Roma aus Hostice nachgekommen: "Wir sitzen nicht in der Herrengasse, nehmen Rücksicht, das haben wir mit Pfarrer Pucher vereinbart. Graz ist eine Tourismus- und Kulturstadt, wir verstehen also, dass wir Rücksicht nehmen müssen!"
"Pucher-Bettler" haben eigenen Ausweis
In diese Lücke sind allerdings Bulgaren und Rumänen gestoßen, sie haben die Herrengasse besetzt. "Die Bulgaren und Rumänen betteln auch in den Straßenbahnen und in den Gastgärten, das tun wir nicht", sagt ein Mann aus Hostice. "Aber die Menschen können zwischen uns und ihnen natürlich nicht unterscheiden." Puchers Bettler haben einen eigenen Ausweis. Den können die Grazer sehen.
Bettelverbot als Existenzbedrohung
Die Stimmung im "Vinzi-Nest" ist derzeit sehr gedrückt: "Wenn das Bettelverbot kommt, wissen wir nicht mehr, wie wir unsere Familien ernähren sollen. Wir bitten um Mitgefühl und Verständnis bei jenen, die für ein Bettelverbot sind. Wir bitten die Grazer auch zu verstehen, dass wir durch das Betteln Dinge finanzieren können, die für sie ganz selbstverständlich sind."
"Was sollen wir tun?"
Einen Ausweg wissen die Männer nicht. "Wir alle sehen ein, dass viele Grazer meinen, es gäbe zu viele Bettler in Graz. Aber was sollen wir tun?" Viele finden, dass sie für rücksichtslose rumänische und bulgarische Bettler büßen müssen. "Wir stehlen nicht, wir überfallen nicht und wir würden nicht betteln, wenn wir es nicht müssten."
von Gerald Richter, "Steirerkrone"
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