Nach Monopol-Aus

Reklame-Tochter der Post wird zum Billig-Briefzusteller

Österreich
04.02.2011 12:40
Die Post AG bringt ihre "Prospektschleuder" als neuen Billig-Briefzusteller in Stellung: In Reaktion auf den nunmehr vollständig liberalisierten Briefmarkt soll die 2005 übernommene Tochterfirma "Feibra" bald auch Briefe zustellen. Im Unterschied zum klassischen Postler sind die Feibra-Mitarbeiter großteils nicht Angestellte, sondern Selbstständige und daher massiv billiger. Die Gewerkschaft beobachtet die Vorgänge noch mit Zurückhaltung.

"Durch die Vollliberalisierung muss sich die Post breiter aufstellen. Mit Feibra haben wir dafür eine Billigschiene", so Postgewerkschafter Helmut Köstinger am Freitag. Gegen die Aufgabenerweiterung der Feibra hat er keine Einwände, solange die bisherige Zustellung durch "echte" Postler nicht betroffen sei. Er werde ganz genau darauf achten, dass es zu keiner Substitution der bisherigen Postlerleistungen, die neben dem Briefeaustragen ja u.a. auch Bargeldzustellungen umfasst, durch Feibra kommt. 

Feibra soll bis zum Sommer technisch so weit sein, die Briefe unter 50 Gramm, die bisher durchs Postmonopol geschützt waren, zustellen zu können, heißt es. Die Post AG muss dazu aber noch eine Lizenz beantragen. Feibra war bisher auf die Zustellung von unadressierten Prospekten und Katalogen spezialisiert.

40 Millionen Euro für Hauspostfächer
Die Post AG, an der Vater Staat gegenwärtig 52,9 Prozent hält, hat am Freitag auch mitgeteilt, dass sie 40 Millionen Euro in die Hand nehmen wird, um - wie vom Postmarktgesetz vorgeschrieben – ihre Hausbrieffachanlagen in Mehrparteienhäusern bis Ende 2012 umzurüsten. Dann soll auch den Mitbewerbern der Post der Einwurf in die Postfächer möglich sein. Dass dies erst zum Jahreswechsel 2012/13 garantiert ist, hatte in der Vergangenheit zu Kritik am Postmarktgesetz geführt. Denn schließlich ist der Markt für Briefe unter 50 Gramm seit Jahresanfang liberalisiert - was aber den potenziellen Konkurrenten nichts bringt, wenn sie nicht zustellen können.

Für die Umrüstung zuständig ist die neu gegründete "PS Postservicegesellschaft m.b.H.", eine 100-prozentige Tochter der Österreichischen Post unter der Geschäftsführung von Andreas Grüneis. Und auch dort wittert die Post ein Geschäft: So wird es ein Basissortiment an Standardanlagen geben, darüber hinaus sollen Möglichkeiten zum Upgrade auf höherwertige Anlagen bestehen. Außerdem denkt die Post darüber nach, Hausverwaltern "Service-Packages" zur Montage und Instandhaltung der Hausbrieffachanlagen anzubieten. Für die Auswahl der neuen Hausbrieffachanlagen ist derzeit eine Ausschreibung im Gange, die Entscheidung soll bis Mitte März fallen.

Mitarbeiterabbau geht weiter
Während die Post die Briefzustellung über die Feibra forciert, baut sie weiterhin mit Abfertigungsmodellen (teure) Mitarbeiter bei der Post AG ab. Rund 500 großteils beamtete Mitarbeiter befinden sich noch in einem "Jobcenter" und sind größtenteils zum Däumchendrehen verurteilt. Die Post versucht diese am internen und externen Arbeitsmarkt unterzubringen. Weiters gibt es noch das Modell "Postler zur Polizei", wobei die Post einen Teil der Personalkosten der Polizei für diese Ex-Postler zeitlich befristet übernimmt.

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