Später Dreifachschlag

3:0-Coup! Portugal gibt „Partycrasher“ in Ungarn

EURO 2020
15.06.2021 19:54

So sehr Außenseiter-Erfolge manchmal auch das Herz rühren mögen, meistens setzt sich am Ende eben doch der Favorit durch - und im Falle des Duells von Europameister Portugal mit Ungarn ist das im 11. Spiel der 16. Fußball-Europameisterschaften nicht anders gewesen! Dank eines Dreifachschlags kurz vor dem Ende setzte sich der regierende Europameister nach einem relativ ideenlosen Auftritt in Ungarn doch noch mit 3:0 durch ...

Rund 67.000 Zuschauer in einem Stadion bei der EURO 2020 - was für ein ungewohntes Ambiente! In der - jedweder Corona-Sorgen zum Trotz - zu 100 Prozent ausgelasteten Puskas-Arena war der Star des EM-Auftakts in der Gruppe F von Anfang an das Publikum. Beinahe hatte man schon vergessen, was für eine Stimmung und wie viel Lärm Zigtausende Fans in einem Stadion besorgen können. Ungarische Aktionen auf dem saftigen Grün, wie belanglos und ungefährlich sie auch sein mochten, wurden von den vornehmlich ungarischen Fans von Anfang an teilweise frenetisch bejubelt und besungen…

Der Freude der Magyaren-Fans tat auch keinen Abbruch, dass ihre Elf vom Anpfiff weg zumeist tief in die eigene Spielhälfte zurückgedrängt wurde, selbst kaum einmal die Mittellinie zu überwinden schaffte. Während also Portugals Abwehr rund um Oldie-Raubein Pepe (38 Jahre alt!) lange Zeit mehr oder weniger beschäftigungslos blieb, mussten auf der Gegenseite Leipzig-Mann Willi Orban und seine Kollegen von der in roten Dressen agierenden vielbeinigen Abwehr-Hydra schon sehr früh eher Schwerarbeit verrichten.

Die erste Chance gehörte denn auch dem regierenden Europameister, doch Diego Jota scheiterte nach Zuspiel von Bernardo Silva im zweiten Anlauf aus 16 Metern an Goalie Peter Gulacsi (5.). Liverpool-Stürmer Jota hatte das 1:0 für Portugal dann wenig später noch einmal am Fuß, doch sein Volley aus knapp zehn Metern ging drüber (9.). Generell präsentierte sich die vom Italiener Marco Rossi aufgebotene Ungarn-Elf defensiv und eher an robuster Zweikampf-Führung als an Champagner-Fußball interessiert - Defensive und Italiener, das scheint auch in der heutigen Zeit noch zusammenzupassen …

So gut jedenfalls, dass Superstar Cristiano Ronaldo erstmals in Minute 19 wirklich auffällig werden konnte - nach weitem Zuspiel von Ruben Dias aus der eigenen Hälfte scheiterte der 35-Jährige jedoch an Ungarn-Tormann Gulacsi. Freilich: Der Linienrichter hatte sowieso Abseits angezeigt! In Minute 26 haderten die Portugiesen dann mit der stummen Pfeife von Cüneyt Cakir, weil es nach einem riskanten Tackling von Orban gegen Bernardo Silva im Strafraum keinen Elfer gab - der türkische Top-Schiri hatte allerdings zweifelsfrei recht mit seiner Entscheidung.

Generell verlor das Spiel der anfangs durchaus auch Gefahr ausstrahlenden Portugiesen immer mehr an Verve und Durchschlagskraft - mehr als Halbchancen gab es für Ronaldo und Co. bis knapp vor dem Pausenpfiff nicht mehr. Aber selbst dann scheiterten Jota (40./Gulacsi wehrte den Drehschuss ab) und Ronaldo (45./nach Querpass vom Fünfer aus drüber) daran, das 1:0 zu erzielen. Der Vollständigkeit halber: Die Ungarn hatten durch Adam Szalai in Minute 37 auch noch so etwas wie eine Chance - anstrengen musste sich Portugal-Goalie Rui Patricio bei der Abwehr des Kopfballs aber nicht ...

Nach Wiederanpfiff setzte der Europameister zwar das erste Ausrufezeichen (47./Pepe scheiterte via Kopfball), doch binnen Kurzem vervielfachten die Ungarn ihre Torschuss-Bilanz. Das 1:0 lag allerdings weder bei Szalais Schuss aus knapp 30 Metern (50.) noch bei Roland Sallais Versuch vom linken Strafraum-Eck (58.) richtig in der Luft. Als Startschüsse der Zunahme des Muts der Magyaren reichten diese Halbchancen allemal - da konnten auch Ronaldo mit der Bettelei um einen Elfer (55.) oder Bruno Fernandes‘ 22-Meter-Weitschuss (68./Gulacsi wehrte ab) nichts daran ändern.

Langsam, aber sicher machte sich immer mehr Optimismus auf den Rängen breit, wie 2016 bei der EURO gegen Portugal etwas mitnehmen zu können. Laszlo Kleinheisler (73.) sowie Szalai (75.) lancierten im Ansatz interessante Offensiv-Aktionen und deuteten an, dass die Ungarn auch nichts gegen einen Sieg einzuwenden gehabt hätten. In Minute 80 schien dann sogar die Sensation gelungen zu sein: Der gerade erst eingewechselte Szabolcs Schön ließ Portugals Pepe im Strafraum aussteigen und schoss dann ins kurze Eck ein! Doch aus dem Jubel von den Rängen wurde alsbald eine Empörungs-Oper, denn Schiri Cakir befand auf Abseits - eine korrekte Entscheidung!

Kurz darauf fiel die Stimmung bei der Mehrzahl der 67.000 Fans dann endgültig ins Bodenlose: Völlig aus dem Nichts heraus erzielte Portugal mittels eines Billard-Tores das 1:0 (84.). Nach Zuspiel von Rafa fasste sich Raphael Guerrero ein Herz, schoss Richtung Ungarn-Tor - und tatsächlich: Von Orban abgelenkt kullerte der Ball ins Netz. Was folgte, war dann so etwas wie ein Dammbruch - in den verbleibenden rund 10 Minuten bis zum Abpfiff fingen sich die zuvor so lange so abwehrstarken Magyaren dann noch zwei Tore ein.

Erst entschied der ausgezeichnete Cakir nach einem Zweikampf von Orban mit Ronaldo zurecht auf Gelb für den Ungarn und Elfmeter, den der Altstar souverän vewertete (87.). Und dann folgte zum Abschluss als portugiesisches Sahnehäubchen gar noch ein weiterer Ronaldo-Treffer (92./nach Vorarbeit von Rafa) …

Das Ergebnis:
Ungarn - Portugal 0:3 (0:0)
Budapest, Puskas Arena, 67.000, SR Cakir/TUR

Tore: 0:1 (84.) Guerreiro, 0:2 (87.) Ronaldo (Foul-Elfmeter), 0:3 (92.) Ronaldo

Gelbe Karten: Orban, Nego bzw. Dias

Ungarn: Gulacsi - Lovrencsics, Botka, Orban, At. Szalai, Fiola (88. K. Varga) - Kleinheisler (78. Siger), Nagy (95. R. Varga), Schäfer (65. Nego) - Ad. Szalai, Sallai (77. Schön)
Portugal: Patricio - Semedo, Dias, Pepe, Guerreiro - Danilo, Carvalho (81. Sanches), Fernandes (89. Moutinho) - Ronaldo, Jota (81. A. Silva), B. Silva (71. R. Silva)

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(Bild: KMM)



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