Fallzahlen explodieren

Was macht die Corona-Mutation P.1 so gefährlich?

Wissenschaft
04.04.2021 12:57

Blick nach Brasilien: Die Corona-Krise spitzt sich dort immer weiter zu - die Kurve an Neuinfektionen zeigt, dass die zweite Pandemie-Welle das Land mit voller Wucht getroffen hat. Eine wesentliche Ursache dafür ist die brasilianische Virus-Variante P.1, die sich zunehmend auch im Rest der Welt verbreitet. Renommierte Wissenschaftler warnen nun vor drastischen Folgen.

„Die Welt sollte besser aufwachen“, warnte der bekannte US-Virologe Eric Feigl-Ding vor der „ernsten Lage“. Der Wissenschaftler meint damit den beispiellosen Anstieg der Infektionszahlen durch die brasilianische Corona-Variante P.1, der nicht nur für ein überlastetes Gesundheitssystem in dem südamerikanischen Land sorgt, sondern auch für einen Anstieg der Sterblichkeit. Tatsächlich ist in kaum einem anderen Land der Welt die Lage so angespannt wie in Brasilien.

Mutationen bereiten Sorge
Im Vergleich zum ursprünglichen Wildtyp des Virus zeichnet sich die Variante P.1 durch 17 Mutationen im Vergleich zur Ursprungsform des Coronavirus SARS-CoV-2 aus - drei von ihnen im Spike-Protein. Sie erleichtern es dem Virus, menschliche Zellen zu befallen.

Diese Veränderungen ähneln den Mutationen der südafrikanischen Variante B.1.351, die aber unabhängig davon entstanden ist. Besonders kritisch ist dabei eine Mutation, die neutralisierende Antikörper von Genesenen und Geimpften weniger wirksam machen.

Virus wohl erheblich gefährlicher
Zwar gibt es bislang nur wenig Hinweise darauf, dass man mit P.1 schwerer erkrankt, die Erfahrung mit der in Europa mittlerweile dominierenden britischen Variante B.1.1.7. zeigt aber, dass diese nicht nur leichter übertragen wird, sondern auch häufiger zu schwereren Verläufen führt.

In einer noch nicht von Fachkollegen begutachteten Studie fanden Wissenschaftler in Manaus bereits eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass eine Infektion mit P.1 tödlich endet. Das dortige Gesundheitssystem war in dem Zeitraum jedoch so überlastet, dass die Forschenden sich nicht sicher sein können, ob die Variante der Grund war oder die vollen Krankenhäuser.

„Das ist eine Atombombe“
Auch Dr. Roberto Kraenkel, biologischer Mathematiker am Covid-19 Brazil Observatory, schlägt aufgrund der Mutation in Manau Alarm: „Das ist eine Atombombe“, sagte er zur „Washington Post“. Er sei überrascht von der „Vielzahl von Corona-Mutations-Fällen“. „Diese Varianten sind ansteckender und dies bedeutet eine beschleunigte Phase in der Pandemie. Es ist ein Desaster.“

Die Lage in den brasilianischen Klinken ist wegen der Auslastung in 24 von 26 Bundesstaaten und dem Hauptstadtdistrikt in einem „kritischem Alarmzustand“, wie die nationale Forschungseinrichtung „Fundação Oswaldo Cruz“ (Fiocruz) mitteilte.

Schon mehr als 300.000 Corona-Tote in Brasilien
Zur Verschärfung der Lage trägt auch der brasilianische Präsident höchst selbst bei. Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost, einen Lockdown lehnt er aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten ab - die Todeszahlen, die mit dem Virus in Verbindung gebracht werden, haben damit erst kürzlich die Marke von 300.000 Fällen überschritten. Durch die teils laschen Maßnahmen erhöht sich zudem das Risiko, dass sich noch weitere, gefährlichere Varianten entwickeln.

Bei Ausbreitung sind wir alle gefährdet“
Mittlerweile hat sich die P.1-Variante auch schon in mehr als 35 Länder der Welt, wie etwa Mexiko, Schweden, Belgien oder Kanada, ausgebreitet. Einzelne Fälle gab es inzwischen aber auch in Österreich und Deutschland. Sollte diese ansteckendere Mutation außer Kontrolle geraten „sind wir alle gefährdet", so Feigl-Ding.

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