Guten Morgen

Zunge im Zaum | AstraZeneca „schaun“

Zunge im Zaum: Alle hatten nach Donald Trump einen politischen Frühling in der Weltpolitik erwartet, schreibt heute unser Außenpolitik-Doyen Kurt Seinitz. Und jetzt dieser Frosteinbruch! US-Präsident Joe Biden hält Wladimir Putin für einen „Killer“ und nennt Chinas Vorgehen in der Uiguren-Provinz einen „Völkermord“. Gut, er hat es nicht wörtlich gesagt, aber entsprechende Fragen bejaht und ergänzt, Putin werde „einen Preis zahlen müssen“. So weit war noch kein US-Präsident gegangen. Der Kremlchef hat es jedenfalls verstanden und mit einer Schärfe reagiert, die selbst im Kalten Krieg zu Zeiten der Sowjetunion nicht üblich war: Er zog den Botschafter aus Washington ab. Seinitz‘ Analyse dazu: Joe Biden mit seiner politischen Erfahrung müsste wissen, dass Verbalradikalismus in der internationalen Politik, selbst wenn es die richtigen Worte wären, nichts bringt, ja gefährliche Fehlschlüsse auslösen kann. Biden ist allerdings für seine lose Zunge bekannt. In der Innenpolitik mag es vielleicht nur eine schillernde Facette sein, aber in der Außenpolitik ist es ein Schuss ins Knie. Der große Zyniker Putin ist viel zu clever, um aus dieser Situation nicht einen Vorteil herauszuholen. Die Empörung wird vom Kreml gezielt auf den russischen Nationalstolz umgeleitet: Der US-Präsident habe zugleich mit dem russischen Staatsoberhaupt Russland beleidigt. Der russischen Opposition hat Biden damit leider einen Bärendienst erwiesen. Oder wie sehen Sie das? 

AstraZeneca „schaun“. Die Wortkombi des derzeit wohl am heißesten diskutierten Impfstoffes aus britisch-schwedischer Hand ist mittlerweile beinahe jedem schon geläufig, so geläufig, dass die Entscheidung der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA am Donnerstag live vielerorts mitverfolgt wurde. Jener Impfstoff, der in größten Mengen in Österreich massentauglich bestellt wurde, kommt nicht von seinem schlechten Image weg, egal wieviel Statistiken und Experten das Gegenteil beteuern. Die EMA hat sich jedenfalls nun sehr klar für die weitere Nutzung von AstraZeneca ausgesprochen. Immerhin - und das ist ja fast schon eine österreichische Lösung - werde aber eine Warnung vor möglichen seltenen Blutgerinnseln in Hirnvenen bei den möglichen Nebenwirkungen aufgenommen und weitere Analysen seien noch notwendig. „Wir sind zu einem klaren und wissenschaftlich fundierten Urteil gekommen: Dieses Vakzin ist sicher und wirksam“, sagte Ema-Chefin Emer Cooke. Sie forderte die EU-Mitgliedstaaten auf, den Impfstopp aufzuheben. „Täglich sterben Hunderte Menschen an der Pandemie, deshalb ist dieser Impfstoff entscheidend, um Menschenleben zu retten.“ Ja, das ist bestimmt zweifelsfrei korrekt, aber wie wäre es mit etwas weniger Hysterie einerseits, dafür aber mit einer präziseren Aufklärung wie transparenteren Risikoabwägung andererseits, die auch jeder nachvollziehen kann? 

Einen guten Tag!

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit

Mehr Nachrichten

explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

krone.tv

Top-3
Mehr Guten Morgen Newsletter
Im OECD-Vergleich
Steuern auf Arbeit in Österreich weiterhin hoch
Krone Plus Logo
Fall „höchst sensibel“
Warum NEOS Egisto Ott jetzt doch nicht vorladen
COFAG-Geld ausständig
Zmuegg: „Kogler und Brunner müssen vor Gericht“
Taylor-Swift-Tickets
Partei Volt droht Strafverfahren wegen Verlosung
Programm präsentiert
Grüne werben mit „Herz statt Hetze“ für Europawahl



Kostenlose Spiele