"Eine Tragödie"

Russland: 100.000 Drogentote in nur einem Jahr

Ausland
21.12.2010 09:43
In Russland hat die Zahl der Drogentoten mit 100.000 in diesem Jahr nach Behördenangaben "katastrophale Ausmaße" erreicht. Wer auf russischen Friedhöfen die vielen Gräber für junge Menschen sehe, begreife schnell die "apokalyptische Dimension dieser Tragödie im Land", sagte der Chef der nationalen Drogenkontrollbehörde, Viktor Iwanow, am Dienstag.

Iwanow schätzte die Zahl der Rauschgiftsüchtigen unter den etwa 140 Millionen Einwohnern Russlands auf fünf Millionen. Demnach konsumieren die Abhängigen vor allem Heroin aus Afghanistan.

Auch der Chef der Europäischen Drogenbeobachtungsstelle EBDD, Wolfgang Götz, hatte erst kürzlich anlässlich der Vorstellung des neuen Jahresberichts der Institution erklärt: "Beunruhigend ist die hohe Rate an Opioid-Konsum, injizierendem Drogengebrauch und HIV-Infektionen, die wir derzeit in Russland sehen."

Der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kirill I., nannte die Zahl der Drogentoten "entsetzlich". Die internationale Politik konzentriere sich viel stärker auf die Bekämpfung des Terrorismus, obwohl deutlich mehr Menschen am Konsum von Drogen sterben. Es sei an der Zeit, alle "Alarmglocken zu schlagen", sagte Kirill auf einer Sitzung des Nationalen Komitees für den Kampf gegen Drogen.

Russland und USA erstmals vereint in Afghanistan
Ende Oktober haben die Geheimdienste von Russland und den USA in einer historisch einmaligen Aktion in Afghanistan der Rauschgiftmafia einen schweren Schlag versetzt. Spezialeinheiten hätten laut Iwanow vier Labors zerstört, in denen vor allem Heroin hergestellt worden sei. Der Schaden für die afghanische Drogenmafia belaufe sich auf eine Milliarde US-Dollar, das beschlagnahmte Heroin von knapp 1.000 Kilogramm entspreche 200 Millionen Einzeldosen für den Schwarzmarkthandel. Nach Darstellung von Iwanow liefen die Vorbereitungen zu dieser gemeinsamen Aktion rund drei Monate lang.

Russland hatte angesichts des Scheiterns der Sowjetarmee nach einem zehnjährigen Afghanistan-Krieg (1979 - 1989) ein neues militärisches Engagement in dem Land stets abgelehnt. Da sich das größte Land der Erde aber durch den Rauschgiftschmuggel in seiner nationalen Sicherheit bedroht sieht, hatte die Führung in Moskau den USA und der NATO Unterstützung im Kampf gegen Drogen zugesichert. Deshalb bilden seit diesem Jahr etwa auch Einheiten des russischen Innenministeriums 225 afghanische Polizeikräfte aus.

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