Das System macht es Richtern nicht leicht: Unnötige Sparwut führt zu Verzögerungen und immer weniger Personal in der Verwaltung. Notwendige Renovierung wird verschoben.
Einmal mehr wird derzeit an der Justiz herumgedoktert. Der laute Ruf nach der Schaffung eines Generalbundesanwalts ist nicht neu, er verhallte nur schon in grauer Vorzeit ungehört. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft soll „umgebaut“ werden. Tatsächlich gibt es „Baustellen“, die mangels Budget noch nicht einmal ausgeschrieben sind.
Die Justiz wird seit Jahrzehnten ausgehungert. Wie ein dahinsiechender Patient, dem nur so viel über den (Geld-)Tropf verabreicht wird, damit es gerade so zum Überleben reicht.
Dazu einige Beispiele:
Die Strafjustiz hat noch immer nicht verkraftet, dass der alte U-Richter 2008 abgeschafft wurde. Er bereitete für den Staatsanwalt den Akt auf, vernahm Zeugen und beschaffte Beweismittel. Das ist jetzt Aufgabe des Staatsanwaltes, doch Verhandlungsrichter beklagen, dass sie hier oft nacharbeiten müssen. Was wieder zu Verzögerungen führt. Fast verwunderlich, dass Österreich im EU-Schnitt bei der Verfahrensdauer gar nicht so schlecht liegt.
Interview: „Schnellere Verfahren nur mit mehr Personal“
„Das Tempo bei den Verfahren hängt in entscheidendem Maß von den Personalkapazitäten ab“, sagt die Präsidentin der Richtervereinigung, Sabine Matejka: „Daher können Verfahren vor allem durch größere Personalressourcen beschleunigt werden. Es rächt sich nun, dass in den vergangenen 15 Jahren an allen Ecken und Enden eingespart worden ist.“ Der Richter sei in unserem System ein Alleinkämpfer, setzt die Standesvertreterin fort: „Er hat viele administrative Tätigkeiten zu erledigen. Wenn er da eine Entlastung bekäme, wäre das hilfreich.“
Mag. Matejka: „Dazu kommen Probleme bei der Bestellung von Gutachtern und Dolmetschern. Wegen der teils schlechten Bezahlung sind sie schwer zu bekommen. Wir sind aber auf ihre Dienste angewiesen.“
„Dabei wird der Aufwand bei den Verfahren immer größer“, sagt sie: „Das ist eine Entwicklung der vergangenen Jahre. So wie die Welt auch immer komplizierter geworden ist. Wir spiegeln nur das wider, was sich draußen abspielt.“
Mag. Matejka bestätigt neuerlich: „Dabei zeigen die Budgetzahlen deutlich, dass sich die Rechtssprechung selbst erhält. Werden Kosten mit den Gebühren gegengerechnet, bleibt ein deutliches Plus. Was wirklich kostet, ist der Strafvollzug. Aber den muss sich ein Staat halt leisten.“
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