Zeit wird´s ...

Erstmals seit 800 Jahren Professorin in Cambridge

Wissenschaft
13.12.2002 18:49
Alison Richard ist eine Frau der Tat. Und weil das so ist, wird die Engländerin, bevor sie in Cambridge eine fast 800 Jahre alte Tradition bricht, zunächst wieder auf Forschungsreise in die Wälder Süd-Madagaskars gehen, um dort das soziale Verhalten der Primaten zu erkunden.
"Kein Telefon, keine Elektrizität,kein fließend Wasser. Wunderbar", freut sich die Mutterzweier Töchter schon jetzt. Die 54-Jährige ist Forscherinaus Leidenschaft und wird nach einem Beschluss der Wahlversammlung(Regent House) vom Freitag als erste Frau die 1209 gegründeteenglische Elite-Hochschule "University of Cambridge"leiten. Ihre siebenjährige Amtszeit beginnt am 1. Oktober2003.
 
Die Anthropologie-Professorin steht seit 1994 ander Spitze der renommierten Yale-University in den USA und warvon der Cambridge- Jury unter 100 potenziellen Kandidaten ausgewähltworden. Die Tatsache, dass sie eine Frau ist, habe bei ihrer Berufungaber keine Rolle gespielt, sagte Anthony Badger, dessen Personal-KomiteeRichard favorisierte und dem Universitätsrat als Nachfolgerinfür Sir Alec Broers vorschlug. "Sie war die Beste untereiner Reihe hervorragender Kandidaten."
 
Frauen mussten sich in den vergangenen Jahrhundertenden Zugang zur Bildung erkämpfen. Und auch in dem etwa 80Kilometer von London entfernten Cambridge wurden erst 1870 dieersten Kurse für Frauen angeboten. Heute sind an den 31 Colleges16.500 Studierende eingeschrieben, davon 8800 Männer und7700 Frauen. Anders sieht es aber bei der Verteilung der Dozenten-und Professorenposten aus, um die Frauen auch im 21. Jahrhundertnoch kämpfen müssen.
 
Nach einem im Vorjahr erstmals präsentiertenGleichstellungsbericht sind nur 6 Prozent der Professoren und15 Prozent der aller Dozenten an der Cambridge-UniversitätFrauen. Das brachte der ehrwürdigen Alma mater einen wenigschmeichelhaften "Macho-Ruf" ein, von dem sich die im englischenKent geborene Richard aber nicht beeindrucken ließ: "Ichhabe das Gefühl, dass ich wirklich willkommen bin",hatte sie der Zeitung "The Guardian" vor ihrer endgültigenBerufung gesagt.
 
Für die Akademikerin ist der Gang nach Cambridgein gewisser Weise auch eine Rückkehr, denn hier begann siein den 60er Jahren ihr Anthropologie-Studium. In Yale machte siesich einen Namen als solide und findige Finanzexpertin, der esgelang ein effektives Sponsoring- System aufzubauen. Eine dringendbenötigte Eigenschaft in Cambridge, das mittlerweile einDefizit von 10 Millionen Pfund (15,8 Millionen Euro) angehäufthat. Auch in Cambridge werden Pläne der Labour- Regierungheiß diskutiert, ob die Kappungsgrenze für Studiengebührenaufgehoben werden soll. Derzeit liegt das Limit bei 1100 Pfund.
 
"Ich glaube, dass Cambridge die beste Universitätin Europa und einer der besten weltweit ist", sagte Richard, dieweiß, dass ein solcher Ruf teuer ist. Wenn man brillanteAkademiker gewinnen und auch behalten will und zugleich die bestenStudenten anlocken will, dann sei dies ein teueres Unterfangen.Höheren Studiengebühren steht sie dabei aber skeptischgegenüber: "Was immer die Lösung ist, das Problem kannnicht auf Kosten des Bildungszugangs gelöst werden."
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