Am Scheideweg

Hilfswerk in Imst sucht selbst Hilfe

Tirol
17.12.2020 18:00
Die Weisheit, dass man im Leben nichts geschenkt bekommt, relativiert sich seit drei Jahren in Imst. Die Plattform „imst verschenkt“ erlebte einen kometenhaften Aufstieg. Fast 30.000 Follower beschäftigen das ehrenamtlich tätige Team. Doch die Macher stehen jetzt am Scheideweg, weil es an die private Substanz geht.

„Ich habe nicht mitansehen können, wie viel weggeschmissen wird“, erinnert sich der Imster Daniel Seidner, damals Angestellter im Lebensmittelhandel. Das dringende Bedürfnis, etwas gegen die Wegwerfgesellschaft zu tun, führte im Jahre 2017 zur Gründung der Facebook-Seite „imst verschenkt“. Es handelt sich um eine Plattform, auf der nicht mehr gebrauchte, aber gut erhaltene Dinge einen neuen Besitzer und somit ein zweites Leben finden – ohne Geldfluss versteht sich. „Das hat sich unglaublich schnell herumgesprochen“, betont Seidner, der im Laufe der Zeit mit seiner Mutter Silvia, Josef Gomig, Martina Juen und Daniel Rundl ein Team um sich geschart hat. Er könnte die fast 30.000 Follower alleine sowieso nicht mehr bewältigen.

„Ich musste mir nun ein zweites Handy zulegen“
Bis zu 20 Beiträge am Tag müssen verwaltet werden. „Wir hatten etwa ein Auto mit Pickerl oder ein Bett um mehr als 10.000 Euro“, sagt der gebürtige Arzler, der seine Zeit dem Gemeinwohl verschenkt. Nicht-Facebook-Nutzer können ihre Verschenkangebote auch via E-Mail oder telefonisch mitteilen. „Ich musste mir eine zweite, private Handynummer zulegen“, sagt Seidner, der vormittags durchtelefoniert, „ab Mittag stelle ich das Handy mit der bekannten Nummer 0660/7001189 auf Mailbox um“.

„Weihnachtspaket“ bis 20.12. zu ersteigern 
Mittlerweile weitete sich die Verschenkbörse zum Hilfswerk für sozial schwache Familien aus. Benefizaktionen, Märkte, Vermittlungen an Sozialinstitutionen bis hin zur aktuellen Charity-Aktion: Bis 20. Dezember kann ein Bild der Imster Künstlerin Dietlinde Bonnlander inkl. Tanzkurs im Tanzstudio Krassnitzer und signierter CD der „Tanzapostel“ ersteigert werden – Gebote können via Facebook, E-Mail oder auch telefonisch abgegeben werden. Der Erlös wird an „Licht ins Dunkel“ gespendet.

Retter des Hilfswerkes dringend gesucht
„Es wird zu viel“, gesteht Silvia Seidner. Es werde nicht nur fast die gesamte Zeit verschenkt, sondern auch privates Geld. „Wir haben keine Einnahmen, aber Ausgaben. Langsam geht es an die Substanzgrenzen“, gibt der zurzeit arbeitssuchende Daniel zu, „wir stehen am Scheideweg“. Von der Stadt Imst bekomme man keine finanzielle Unterstützung. Angedacht sei eine Werbeplattform, die allerdings in Coronazeiten kaum zu realisieren ist. Der sehnlichste Wunsch sei aber ein Hauptsponsor. Gegner der Wegwerfgesellschaft gibt es genug. Es müsste sich doch ein Retter dieses gemeinnützigen Werkes finden, der ein Sponsorpaket unter den Christbaum legt. Damit die Mühen nicht verschenkt sind!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Tirol



Kostenlose Spiele