Jubiläums-Fortsetzung

Die Festspiele müssen 2021 sparen

Salzburg
10.12.2020 23:20
Kassenschlager und Geheimtipps. Die Salzburger Festspiele haben ihr Programm für den nächsten Sommer präsentiert – mit den Erfolgs-Opern „Elektra“ und „Così fan tutte“.

Die Salzburger Festspiele haben heuer der Pandemie getrotzt. 8,7 Millionen Euro Einnahmen statt der vor dem Corona-Ausbruch kalkulierten 30 Millionen haben dennoch ein Loch im Budget hinterlassen. Intendant Markus Hinterhäuser präsentierte das Programm für 2021 mit entsprechenden Stimmungsschwankungen und ließ sogar das Wort „Ernüchterung“ fallen. Zwei Opern – „Boris Godunow“ und „Die Zauberflöte“ – mussten gestrichen werden. „Das wäre im Moment wirtschaftlich nicht vertretbar“, sagt Hinterhäuser.

Abgespeckt – für Hinterhäuser das Unwort des Jahres – liest sich das Programm freilich nicht. Die heurigen Kassenschlager „Elektra“ und „Così fan tutte“ werden neuerlich gezeigt, in Summe sind sechs szenische und zwei konzertante Opern geplant. Auf Stars wie Anna Netrebko (in Puccinis „Tosca“), Teodor Currentzis (dirigiert Mozarts „Don Giovanni“) oder Ricardo Muti (80. Geburtstag und 50-jähriges Festivaljubiläum) muss also nicht verzichtet werden.

Intendant schwärmt von Nonos „Intolleranza“
Abseits der ohnehin einem großen Publikum bekannten Opern schwärmt der Intendant vor allem von Luigi Nonos erstem Musiktheaterwerk „Intolleranza 1960“ unter Dirigent Ingo Metzmacher: „Diese Oper ist ein Appell, um nicht zu sagen ein Aufschrei gegen Intoleranz und Rassismus sowie für Nächstenliebe und Menschenwürde in einer Zeit, in der uns die Pandemie viele Monate lang verfolgt hat.“

Highlight des Schauspiel-Programms ist neben dem stets überbuchten „Jedermann“ eine Inszenierung von Karin Henkel, die 2017 so grandios Gerhart Hauptmanns „Rose Bernd“ auf die Bühne brachte. Sie verschmilzt diesmal William Shakespeares Königsdramen „Heinrich VI.“ und „Richard III.“ rund um eine der komplexesten Figuren der Theaterliteratur zu „Richard the Kid & the King“.

Festspiele-Premiere: Schillers „Maria Stuart“
Als Koproduktion mit dem Burgtheater steht erstmals in der hundertjährigen Geschichte der Festspiele „Maria Stuart“ (Schiller) auf dem Programm, mit Birgit Minichmayr in der Hauptrolle. Schauplatz beider Inszenierungen ist die Halleiner Perner-Insel. „Für uns auch lokalpolitisch ein ganz wichtiger Spielort“, betont Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler.

Unter den 168 Aufführungen in 46 Tagen (17. Juli bis 31. August 2021) finden sich 93 Konzerte: von der Eröffnung mit Franz Welser-Möst und den Wiener Philharmonikern bis hin zu zwei Schwerpunkten zu Johann Sebastian Bach („Himmelwärts“) und Morton Feldman („Still life“).

Fakten

  • Sicherheitskonzept:
    Mit einem umfassenden Corona-Präventionskonzept konnten die Salzburger Festspiele 2020 das Infektionsrisiko nachweislich minimieren. Seither gab es bei Lukas Crepaz, dem kaufmännischen Direktor der Festspiele, 45 Anfragen von Kulturinstitutionen, die das Konzept in der Folge ganz oder teilweise übernommen haben. „Wir wollten die Rolle eines Eisbrechers übernehmen und konnten mit unserem Präventionskonzept im Sommer ein Zeichen setzen“, ist Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler überzeugt.
  • Weniger Karten:
    Für die Festspiele 2021 werden zunächst lediglich zwei Drittel des Kartenkontingents aufgelegt. Der Stichtag für die Bestellungen wurde von Anfang Jänner auf Ende Februar verschoben. „Das letzte Drittel wird erst dann freigegeben, wenn es die gesetzlichen Vorgaben zum Schutz vor der Corona-Pandemie erlauben“, sagt Lukas Crepaz. Der öffentliche Verkaufsstart ist für den 10. Mai 2021 angesetzt. „Wir hoffen, dass es bis dahin klare Ansagen durch die Regierung gibt.“
  • Wichtige Einnahmen:
    „Entgegen den Klischees sind wir auf den Kartenverkauf angewiesen“, stellt Intendant Markus Hinterhäuser klar. Die Zahlen dazu: Von insgesamt 65 Millionen Euro Festspiel-Budget werden in der Regel zirka 30 Millionen Euro allein durch Ticketverkäufe eingenommen.
Thomas Manhart
Thomas Manhart
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