Geheimnis gelüftet

Wagensperg-Grab in Voitsberger Kapelle entdeckt

Steiermark
21.10.2010 09:25
Franz Voves ist am Donnerstag als (alter und neuer) steirischer Landeshauptmann angelobt worden - die Reihe seiner Vorgänger geht bis ins tiefste Mittelalter zurück. Im 18. Jahrhundert regierte Sigmund Rudolph von Wagensperg das Land. Wo sich sein Grab befindet, war lange ein Rätsel - bis jetzt: Es wurde in der Voitsberger Loretokapelle gefunden (Bild).

Die Szene erinnert an den Film "Der Name der Rose". Mit einem großen Schlüssel sperrt der Voitsberger Dechant Erich Linhardt eine eher unscheinbare Tür in "seiner" Josefskirche auf. Dahinter liegt die angeschlossene, schmale Loretokapelle: Sie ist düster, nur durch ein kleines Fenster flutet Tageslicht ein. Im Boden klafft ein riesiges Loch, daneben liegen zwei Kupfersärge - und eine große Anzahl an Skelettteilen.

Unheimlich? Nicht, wenn Linhardt dabei ist. Er erzählt stolz: "Das ist der Beisetzungsraum der gräflichen Familie Wagensperg." Diese war vor 300 Jahren ein Machtfaktor in der Steiermark. Neben dem Landeshauptmann stellte sie auch den Bischof von Seckau, Franz Anton. Beide Brüder wurden, gemeinsam mit 14 anderen Mitgliedern der mittlerweile ausgestorbenen Familie, in der Voitsberger Kapelle begraben. Pfarrer Linhardt ist die treibende Kraft hinter dieser Entdeckung.

Indizien auf Gedenksteinen gefunden
"Es hat in der Literatur einige Hinweise gegeben. Im Zuge unserer Recherchen für die Pfarrchronik wurden auf zwei Gedenksteinen weitere Indizien gefunden. Von da an wollt ich's dann wirklich wissen", leuchten seine Augen. Mittels Bodenradar untersuchten Forscher die Kirche. Siehe da, in der Kapelle wurde ein Hohlraum entdeckt. Linhardt: "Zuerst fanden wir nur Skelette, da war ich schon enttäuscht." Doch dann stieß man auf zwei Särge: Prunkvoll mit Figuren, Wappen und Inschriften ist jener für den Bischof, ungemein schlicht jener für den Politiker - ein Spiegelbild der damaligen Machtverhältnisse.

Restauratoren am Werk
Derzeit sind die Restauratoren am Werk: Die Särge werden gereinigt, der Grabraum wird auf Vordermann gebracht. Die Überreste der Wagensperger werden wieder beigesetzt. Durch eine Glasplatte sollen Besucher, wie etwa im Stift Rein, den Grabraum besichtigen können. Vielleicht schaut dann auch Franz Voves einmal auf einen Sprung bei seinem Vorgänger vorbei...

von Jakob Traby, "Steirerkrone"

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