„Human Challenge“

Tests mit absichtlichen Corona-Infektionen geplant

Wissenschaft
25.09.2020 10:29

In London sollen Menschen für Impfstoff-Tests absichtlich mit dem Coronavirus infiziert werden. Gesunde, erwachsene Freiwillige sollen dabei im kommenden Jahr unter kontrollierten Quarantäne-Bedingungen dem Erreger SARS-CoV-2 ausgesetzt werden, nachdem sie einige Wochen zuvor einen potenziellen Impfstoff verabreicht bekommen haben. Das berichtet die „Financial Times“ unter Berufung auf Projektbeteiligte. Diese sogenannten Human Challenge Trails sind aber umstritten.

Man arbeite mit Partnern zusammen, um mithilfe von „Human Challenge“-Tests die Entwicklung von Impfstoffen zu beschleunigen, bestätigte ein britischer Regierungssprecher der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Human Challenge Trials“ - so lautet der englischsprachige Fachbegriff ganz genau - haben den Vorteil, dass die Wirksamkeit eines Impfstoffes unmittelbar festgestellt werden kann. Im Gegensatz dazu sieht das übliche Verfahren vor, oft Zehntausende Menschen zu impfen und dann zu schauen, ob sich weniger Menschen auf natürliche Weise infizieren als in einer ungeimpften Kontrollgruppe.

„Human Challenge Trials“ sind unter Wissenschaftlern allerdings umstritten. Einige betonen den großen Nutzen, den solche Studien für eine ganze Gesellschaft haben könnten. Andere äußern ethische Bedenken und verweisen auf enorme gesundheitliche Risiken, die die Infektion mit einem in vieler Hinsicht noch unerforschten Erreger wie SARS-CoV-2 haben könnte.

Erste Versuche dieser Art weltweit
Das federführend vom Londoner Imperial College geleitete Projekt soll in der kommenden Woche offiziell vorgestellt werden und im Jänner beginnen. Dem Bericht zufolge handelt es sich dabei um die ersten Versuche dieser Art weltweit. Über die US-Organisation 1DaySooner, die sich für solche sogenannten Challenge-Studien am Menschen starkmacht, sollen sich bereits rund 2000 Freiwillige für das Projekt gefunden haben. Bisher waren Pläne für solche Tests vor allem theoretischer Natur.

Etliche potenzielle Impfstoffe gegen das Coronavirus werden weltweit bereits getestet. Einige aussichtsreiche Vakzine befinden sich bereits in der wichtigen Testphase III, in der überprüft wird, ob das Mittel nicht nur verträglich, sondern auch tatsächlich wirksam ist. Zuletzt musste allerdings der Pharmakonzern AstraZeneca seine Studie unterbrechen, weil ein Proband erkrankt war.

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