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Helfen – ein österreichischer Wert

Salzburg
13.09.2020 06:15

Deutschland, Frankreich, Finnland, Luxemburg, Slowenien, Niederlande, Kroatien, Portugal, Belgien und die Schweiz. Diese Staaten werden Kinder aus dem ausgebrannten Flüchtlingslager im griechischen Moria aufnehmen. Nicht dabei: WIR. Warum eigentlich? Warum ist die türkis-grüne Regierung nicht bereit, unserer jahrzehntelang gelebten Tradition der christlich-sozialen Humanität zu folgen? Dabei wäre die derzeitige Regierungskoalition prädestiniert, diesem Hilferuf zu folgen und eine Handvoll Kinder aufzunehmen.

Auf der einen Seite die ÖVP. In ihrer Genesis christlich-sozial. Wählerinnen und Wähler, die konservative Werte wie Anstand, Haltung, christliche Nächstenliebe leben wollen. Sympathisanten, die sich im Pfarrgemeinderat genauso engagieren wie in ehrenamtlichen Organisationen zur Minderung der Not anderer.

Als Koalitionspartner die Grünen. Eine Partei, mit der man seit ihrer Gründung in den 1980er Jahren das Wort „Menschenrechte“ verbindet. Wann immer man in der Wahlurne sichergehen wollte, einer anständigen Menschenrechtspolitik im Parlament Gehör verschaffen zu wollen, waren die Grünen keine schlechte Wahl. Und jetzt kapituliert diese machtgeile Politikerkaste vor der Herausforderung, ein paar Kinder aus dem Drecksloch Moria nach Österreich zu holen?

Kapitulation ist wohl das falsche Wort. Denn es fehlt der Wille - zu verlockend sind die politischen Optionen zur Wählermaximierung.

Bundeskanzler Sebastian Kurz weist die Forderung zurück, da, so argumentiert er, Hilfe vor Ort viel sinnvoller sei. In dem Fall sollten wir auf Taten blicken, die Kurz in seiner Zeit als Integrationsstaatssekretär, Außenminister und Kanzler gesetzt hat. Das Ergebnis könnte ernüchternder nicht sein: kein wirksamer Außengrenzschutz, beschämend niedrige Beiträge zur Hilfe vor Ort, gekürzte Entwicklungshilfe-Budgets, keine substanzielle materielle Unterstützung. Ein fast zehnjähriges Dauerversagen. Der mit viel Steuergeld propagierte neue Stil. Seit zehn Jahren uralter Politik der menschlichen Verachtung.

Es ist Programm, dieses Thema am Köcheln zu halten. Zumindest in der Vergangenheit hat das auch zu Wahlerfolgen geführt. Wir sollten wieder Ausschau nach Politikern halten, die in entscheidenden Momenten das Richtige tun. Egal, welcher Partei sie angehören. Politiker, die nicht bei jedem Thema die Meinungsforschung bemühen, sondern jene, die zumindest temporär auf ihren Wertekompass blicken.

Die Geschichte hat sie uns offenbart. US-Präsident Roosevelt, der junge Amerikaner tausende Kilometer über den Atlantik in die Schlacht schickte, um Europa vom Joch der Unterdrückung und Vernichtung zu befreien. Oder Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel, die 2015, von ihrer Schwesterpartei CSU und ihren europäischen Partnern in der Flüchtlingskrise im Stich gelassen, trotzdem eine Lösung erreichte.Ohne politische Hintergedanken, ohne Machtkalkül. Sondern dem Gebot der Menschlichkeit folgend.

Wir Österreicher haben eine lange Tradition des Helfens. Darauf können wir stolz sein. Es ist eine wunderbare Geschichte, die unser Land geprägt hat. Rund 180.000 ungarische Flüchtlinge 1956 in Österreich. In einer Zeit, in der unsere Eltern und Großeltern selbst wenig hatten. 200.000 tschechische Flüchtlinge 1968. Die Balkankriege und der immense Einsatz von „Nachbar in Not“ in den 1990er Jahren.

Wir müssen uns von einer snobistischen Politikergeneration der Selbstoptimierer und Zyniker lösen und wieder zu unseren wahren österreichischen Werten zurückfinden.

Eine Handvoll Kinder, deren Leben wir retten, kann dazu der erste Schritt sein. „Bilder des Elends schreien zum Himmel und rufen uns in eine Verantwortung, von der wir uns nicht dispensieren können.“ (Kardinal Christoph Schönborn)

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