Bahn gegen Baum

Neue Runde in paradoxem Konflikt um S-Bahn-Station

Nachrichten
10.09.2020 13:00

Beides ist gut fürs Klima und dennoch muss das eine fürs andere weichen: Es ist eine paradoxer Auseinandersetzung, die in Innsbruck ausgetragen wird. Für den Bau der neuen S-Bahn-Station in Saggen, müssen - wie berichtet - zwölf alte Bäume weichen. Die Bürger wehren sich, Stadt und ÖBB versprechen Nachbepflanzung.

„Innsbruck erhält eine weitere umweltfreundliche Anbindung an die S-Bahn“, heißt es von den ÖBB. Damit die gebaut werden kann, müssen aber zwölf alte Kastanienbäume weichen. Ein Kahlschlag, der alternativlos sei: „Es gibt technisch keine sinnvolle Möglichkeit die Bäume zu erhalten, ohne massive Auswirkungen auf den Zeitplan des Baus“, erklärt Sprecher Robert Mosser. Die Bäume würden den Eingriff laut Experten auch nicht überstehen.

„Nach Fertigstellung werden aber neue Bäume nach dem Schwammstadt-Prinzip gepflanzt“, betont er. Heißt: Der Wurzelraum bekommt mehr Platz, Regenwasser steht länger zur Verfügung, die Bäume gedeihen besser.

Stahlträger statt Bäume
Dagmar Söser, Initiatorin der „Earth Hour“, kann das nicht nachvollziehen: „Die kleinen Bäumchen können die massiven doch nicht ersetzen - auch nicht in zehn Jahren.“ Und weiter: „Bäume werden durch Stahlträger ersetzt, das muss man sich einmal vorstellen.“ Man müsse ja auch nicht Schwarz-Weiß-Denken, sagt Söser, sondern könne doch die Bäume in das Projekt einplanen. Sie startete eine Petition, die in 24 Stunden 550 Unterschriften erhielt und an Bürgermeister Georg Willi übergeben werden soll.

Willi: „Großer Wermutstropfen“
Dieser versichert, man habe alles für den Erhalt der Bäume getan. „So schmerzvoll das ist, aber die Bäume hätten laut Gutachten nur noch 20 Jahre überlebt“, sagt der grüne Bürgermeister, der sich selbst auch einen „Baumfreund“ nennt. Die neuen Bäume und die Haltestelle seien für Innsbruck und das Klima extrem wertvoll.

Startet Rodung heute? 
Wann die Rodung stattfinden soll, konnten die ÖBB nicht beantworten – in Innsbruck wird aber gemunkelt, dass sie von 15. September auf den heutigen Donnerstag vorgezogen wurde...

Anna Haselwanter
Anna Haselwanter
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