Etwa im Pazifik

Salzburger Aal-Experte deckte Interessantes auf

Nachrichten
27.07.2020 19:10

Fand Forschungsteam um Salzburger Biologen im Indischen Ozean und Pazifik heraus - Hybride Nachkommen halten sich jedoch nicht lange

Unter Aalen kommt es überraschend häufig vor, dass Individuen über Artgrenzen hinweg Nachkommen zeugen. Diese Hybride und deren Folgegenerationen tun sich aber offenbar sehr schwer, sich langfristig zu etablieren, fand ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung im Indischen Ozean und Pazifik heraus. Die Biologen stellen ihre Ergebnisse im Fachblatt „Nature Communications“ vor. In langjähriger Forschungsarbeit haben die Wissenschafter um Robert Schabetsberger von der Universität Salzburg und Kollegen aus zahlreichen Ländern in tropischen Gebieten des Indopazifiks insgesamt rund 500 Aale gesammelt und ihre Artzugehörigkeit u.a. genetisch bestimmt, wie die Uni Salzburg am Montag in einer Aussendung mitteilt.

Das Verhalten der Fische, deren Körperform an Schlangen erinnert, ist nämlich in vielerlei Hinsicht rätselhaft und für Forscher schwer zu fassen. Denn lange Zeit war völlig unbekannt, wie und wo sich die Tiere fortpflanzen. So konnte erst vor rund 100 Jahren der dänische Biologe Johannes Schmidt zeigen, dass europäische Aale über 5.000 Kilometer durch den Atlantik schwimmen, um in der Sargassosee südlich der Bermudainseln zu laichen.

Wo die doppelt so großen pazifischen Aale ihren Nachwuchs zeugen, ist bis heute ein Rätsel. Erst vor einigen Jahren konnten Schabetsberger und Kollegen etwas Licht ins Dunkel bringen, indem sie Tiere mit Sendern ausstatteten. Aale verbringen ihr Erwachsenenleben im Süßwasser - die tropischen Aale der Arten „Anguilla megastoma“ und „Anguilla marmorata“ zum Beispiel in dem Kratersee „Lake Letas“ auf der Südpazifikinsel Gaua, die zum Inselstaat Vanuatu südlich von Australien gehört. Wenn die Zeit reif ist, begeben sie sich auf ihre große Reise, die für sie das Ende bedeutet. Wo genau sich die Laichgründe der sieben verschiedenen tropischen Aalarten befinden, ist noch nicht geklärt. Die Larven kehren jedoch zielgerichtet in jene Gebiete zurück, aus denen ihre Elterngeneration stammt. Die neuen Untersuchungen zeigen nun, dass die tropischen Aale bei der Fortpflanzung die Artengrenzen erstaunlich oft überschreiten, obwohl die verschiedenen Aal-Sparten schon seit rund zehn Millionen Jahren getrennt sind. Im Schnitt fanden die Wissenschafter rund sechs Prozent Hybride.

Am „Hybridisierungs-Hotspot Gaua“ waren es sogar 22 Prozent, so Schabetsberger: „Diese Zahlen sind beachtlich, wenn man bedenkt, dass es bei den meisten Tierarten ungefähr ein Prozent Hybriden gibt.“ Gerade zwischen „Anguilla marmorata“ und „Anguilla megastoma“ war die Überlappung am größten. Woran das liegt, wissen die Biologen noch nicht. Laut Schabetsberger könne es mit den Meeresströmungen zusammenhängen, dass gerade dort die Häufung auftritt. Neben dem Ausmaß der Hybridisierung zeigen sich die Forscher auch davon überrascht, dass daran alle Arten beteiligt waren und dahinter eine Art Systematik stecken dürfte: „Bisher wurde Hybridisierung im Tierreich eher als Unfall gesehen, wenn zum Beispiel der Mensch Verbreitungsgrenzen aufhebt.“ Trotz dieses Ausmaßes bleiben die Aal-Arten aber stabil voneinander abgrenzbar.

„Es gibt in den späteren Generationen offensichtlich einen Mechanismus, der diese Hybriden wieder eliminiert. Wir fanden nur erste Generation von Hybriden“, so der Biologe. Selbst wenn deren Nachkommen relativ rasch wieder verschwinden, könnte es sich laut den Forschern bei der artübergreifenden Fortpflanzung um einen wichtigen Motor der Anpassung handeln. Denn dadurch öffnen sich gewissermaßen genetische Möglichkeiten dahin gehend, dass Erbgut-Teile von einer auf eine andere Art übertragen werden, die sich für sie zum Beispiel längerfristig als Vorteil erweisen.

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